St.-Georg-Kirche im Mai 2016

 © Birger Schwarz

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

Den Schlüssel hat sie behalten

Nachricht Meinerdingen, 31. August 2024

Heidi Ludolf gestaltete fast 25 Jahre im Kirchenvorstand das Gemeindeleben mit

Es gibt unterschiedliche Wege, um Teil des Meinerdinger Gemeindelebens zu werden. Am einfachsten ist es natürlich, in der Kirchengemeinde geboren zu sein. So wie Heidi (Heidemarie) Ludolf als Tochter der alteingesessenen Vorbrücker Bäckerfamilie Pröhl. Mich hat eine Begegnung mit Heidi Ludolf zum Meinerdinger gemacht. Heilig Abend 2016. Das erste Weihnachten nach dem Tod meiner Frau. Auf dem Weg zum Gottesdienst steht Heidi Ludolf vor mir. Sie ist als Kirchenvorsteherin „im Dienst“. Wir kennen uns durch Besuche im Kirch-Café. „Komm mal her“, sagt sie. „Ich heiße Heidi. Frohe Weihnachten für dich.“ Sie nimmt mich in die Arme, drückt mich fest. Ich fühle mich aufgefangen und unglaublich befreit. Die Angst vorm Alleinsein am Heilig Abend ist durch Heidis Herzlichkeit verflogen. Dieser Moment sitzt bei mir ganz tief im Herzen und ist für immer mit Heidi verbunden.

Wenn es um Herzlichkeit und Offenheit geht, dann sind das Begriffe, die für Heidi Ludolf stehen. In diesem Jahr hat sie nach 24 Jahren nicht wieder für den Meinerdinger Kirchenvorstand kandidiert. „Ich bin nicht traurig, dass es jetzt vorbei ist. Ich freue mich, dass es eine so schöne Zeit war. Jetzt lehne ich mich ein wenig entspannt zurück. Außerdem sind wir ja nicht verloren“, fasst sie in wenigen Worten zusammen, was sie gerade bewegt und bezieht ihren Mann Klaus damit ein, denn „wir sind immer eine Einheit für Meinerdingen.“

Heidi Ludolf hat als Vorbrückerin den „typischen Meinerdinger Weg“ beschritten: Eigene Taufe, Konfirmation, Hochzeit, Taufe ihrer Kinder Julian und Anna. Typisch war in den 60er Jahren aber auch, dass man nach der Konfirmation erst einmal einen Strich unter das Thema Kirche zog. Das lag am fehlenden kirchlichen Angebot für Jugendliche, aber auch an der Besonderheit der 60er Jahre mit ganz viel neuer Musik und neuen Freiheiten. So lernten Heidi und Klaus sich auch 1966 in der ersten Fallingbosteler Diskothek in den „Lönsstuben“ kennen. „Ich war die Freundin des DJ“, lacht Heidi von Herzen. 1974 haben die beiden geheiratet.

„Ich hatte irgendwann das Bedürfnis, wieder in die Kirchengemeinde zurückzukommen. Ich wollte beim Neustart aktiv dabei sein“, erinnert sich Heidi Ludolf an ihren Start als Nachrückerin von Insa Bertram im Kirchenvorstand, zu dem später auch der Besuchsdienst kam. Es sei wichtig gewesen, dass die Kirche mit dem Amtsantritt von Thomas Delventhal offener geworden sei. So sei die Gemeinschaft in der Gemeinde gefestigt worden. „Hier hat man Leute um sich, die auch anpacken können. Und hier kann sich jeder einbringen.“ Das habe auch für die Themen im Kirchenvorstand gegolten. „Wir haben auch kontrovers diskutiert. Und bei manchen Themen haben wir auch zwei Sitzungen gebraucht, um zu einem gemeinsamen Ergebnis zu kommen“, beschreibt sie die Arbeitsweise. Sie habe sich immer in der beratenden Rolle gesehen, aber auch eigene Ideen eingebracht. „Aber ich nehme mich nicht so wichtig“, betont sie.

Nicht nur ihre Ideen, sondern auch ihr Können als gelernte Konditorin waren und sind im Kirch-Café gefragt. „Das Kirch-Café ist Utes (Bremer) Kind. Sie hat dann mich und Renate (Frerking) und Dorothea (Pfeiffer) angesprochen. Daraus ist das Team geworden. Und es ist ein großes Plus, dass wir bis heute immer die richtigen Leute im Café und bei den Veranstaltungen dabei haben.“ Dabei bezieht sie auch „ihren Klaus“ mit ein, der lieber im Hintergrund wirkt, aber im wahrsten Sinne des Wortes stets an den richtigen Schrauben dreht. Improvisieren sei sehr oft ein Hauptwort, wenn es um Veranstaltungen, speziell in Krisensituationen wie der Coronazeit gegangen sei. „Improvisieren heißt auch, Lösungen finden. Und die finden wir“, betont Klaus Ludolf.

Wenn es um die Frage geht, ob sie beide auch für den oder die „Neuen/ Neue“ aktiv bleiben, wenn Thomas Delventhal als Pastor in den Ruhestand geht, kommt die Antwort sofort: „Ein ganz klares Ja.“ Die Nachfolgefrage werde eine ganz große Aufgabe für den neuen Kirchenvorstand, weiß Heidi Ludolf, wenn es um die Zukunft „meiner zweiten Heimat geht, die ich mitgestalten durfte.“ Und sie sei stolz, wie sich die Kirchengemeinde Meinerdingen heute darstelle. Darum nehme sie stets ihre privaten Besucher zu einem Rundgang nach Meinerdingen mit. Sie habe aus praktischen Gründen durch die Mitarbeit im Kirch-Café immer einen Schlüssel gehabt. Den wollte sie bei ihrer Verabschiedung jetzt an den Pastor zurückgeben. „Doch Thomas hat gesagt: Den behalte mal schön.“ Ist eben ihr Schlüssel zu ihrer zweiten Heimat.

Eckard Schulz