St.-Georg-Kirche im Mai 2016

 © Birger Schwarz

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

Zukunftsplanung steht oben an

Nachricht Meinerdingen, 31. August 2024

Doppelte Herausforderung: Steigender Sparzwang und sinkendes Ehrenamtsengagement

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Während der Sommerferien blieb sonntags die Meinerdinger Kirchentür für Gottesdienste geschlossen. Das war langfristig geplant. Die fünf Nachbarkirchengemeinden, Meinerdingen, Düshorn, Kirchboitzen, Rethem und Walsrode, luden abwechselnd zu einem Gottesdienst unter freiem Himmel ein. Nach Ansicht von Meinerdingens Pastor Thomas Delventhal hat sich das „Modell“ bewährt, auch was die Besucherzahlen angeht.

Am stärksten war erwartungsgemäß der Taufgottesdienst mit zwölf Täuflingen am Düshorner Strandbad besucht. Und waren auch Gottesdienstbesucher aus seiner Kirchengemeinde bei den Veranstaltungen „außerhalb“ dabei? Der „harte Kern aus Meinerdingen“ sei immer mitgereist, berichtet Pastor Delventhal und meint, das sei fast wie auf einer Sommertour gewesen.

Der Hauptgrund, warum die fünf Kirchengemeinden und ihre Pastoren, Thorben Bernhardt (Walsrode), Thomas Delventhal (Meinerdingen), Claus van Veldhuizen (Kirchboitzen), Bernd Piorunek (Düshorn) und Philipp Wollek (Rethem), sich zur „Sommerkirche“ zusammengetan haben, hat neben dem nachbarschaftlichen Zusammenrücken auch ganz pragmatische Gründe: „Das hat auch mit einer zeitlichen Entlastung der Pastoren, vor allem aber der Kirchenmusiker in der Haupturlaubszeit zu tun“, so Delventhal. Denn die Personaldecke sei in den letzten Jahren immer dünner geworden, gerade bei den Kirchenmusikern. Die nachbarschaftlichen Erfahrungen seien so gut gewesen, dass es nicht beim ersten Versuch bleiben wird.

Sicherlich könne man nicht ausschließen, dass der eine oder andere Gottesdienstbesucher durch die Neuerung verunsichert gewesen sei. Aber man müsse die Situation abwägen. Das habe er auch während der Corona-Zeit getan. „Da hatten wir bei gutem Wetter auch die Gottesdienste auf der Kirchwiese mit leicht zugänglichen Liedern und vom zeitlichen Ablauf komprimiert. Die Gottesdienste hatten nach kurzer Zeit echten Kultcharakter“, erinnert sich der Meinerdinger Pastor. Darum fanden auch bis September wieder die Gottesdienste auf der Kirchwiese stattfinden.

Die immer dünner werdende Personaldecke macht sich auch im ehrenamtlichen Bereich in der Kirchengemeinde immer stärker bemerkbar. Das wird von den unzähligen treuen Besuchern, die zu den Grillabenden mit Kultcharakter und Livemusik auf der Kirchwiese kommen, nicht bewusst wahrgenommen. Dort finden sich stets Freiwillige, die im Team anpacken und helfen. Doch es sind eben nur fünf Grillabende. Die finden große Resonanz in der Öffentlichkeit. Aber die anderen Teams aus Ehrenamtlichen stehen mit immer den gleichen Akteuren jede Woche „auf der Matte“, das Team des Kirch-Cafés das ganze Jahr, Aufbauteam, Kirchgartenteam und Friedhofsteam mit Ausnahme der kurzen Winterpause ebenfalls.

Thomas Delventhal beurteilt die Entwicklung nicht so dramatisch. Das Aufbauteam bestehe aus vier Leuten. Das habe sich bewährt. Das gelte auch für das kleine Kirchgartenteam. „Die Gruppen finden sich und gestalten ihre Arbeit selbst. Und sie haben Spaß dabei, auch außerhalb der Arbeit“, sagt er. Doch was ist, wenn das Durchschnittsalter der Ehrenamtlichen immer weiter steigt, aber kein Nachwuchs nachkommt? „Meine Erfahrung ist, dass sich immer wieder Menschen finden, die sich gerne mit ihren Kompetenzen für die Gemeinde engagieren“, meint der Pastor.

Und was ist, wenn es so kommt, wenn die Ehrenamtlichen immer mehr wegbrechen? Sind da nicht die Verantwortlichen in der Kirchengemeinde gefragt, sich die Frage zu stellen, wie Kirche in Zukunft aussehen soll und wird? „Kirche ist hier und heute. Wenn wir das leben, dann erleben wir auch Kirchen morgen und übermorgen“, ist Thomas Delventhal sicher. Trotzdem sei ihm das Problem sehr wohl bewusst. Es stehe auf der Agenda ganz oben. „Wir werden zu diesem Thema im Kirchenvorstand eine Ideensammlung machen, um nach Lösungen zu suchen“, kündigt er an.

Eckard Schulz