St.-Georg-Kirche im Mai 2016

 © Birger Schwarz

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

Gottesdienste zu "Corona-Zeiten"

Nachricht Meinerdingen, 29. Mai 2020

Beten kann niemand verbieten - Erster Gottesdienst nach der Corona-Zwangspause

Foto: R. Kolberg / KGM

Gut 20 Bänke haben Willi Kromulska und seine Söhne Julian und Sebastian auf der Kirchwiese aufgebaut. Den Standort jeder einzelnen genau ausgemessen. Der Zollstock liegt noch vorne auf der ersten Bank, als Pastor Thomas Delventhal den Gottesdienst eröffnet. Es ist alles anders am 10. Mai 2020. Dieser Sonntag ist besonders, nicht weil Muttertag ist. Es ist der Sonntag, an dem erstmals seit März wieder ein Gottesdienst stattfinden darf.

Abstand ist angesagt. Die behördlichen Vorschriften verlangen das, weil sich die Ausbreitung des Corona-Virus nur beherrschen und eindämmen lässt, wenn die Menschen äußerlich Abstand zueinander halten. Masken müssen getragen werden, um am Gottesdienst teilzunehmen. Das hat es in der 751-jährigen Kirchengeschichte in Meinerdingen nicht gegeben. Wer sich auf einen der mit einem Kreuz markierten Plätze auf den Bänken setzen will, muss vorher bei Ute Bremer Namen und persönliche Daten angeben. Janine Baden hat zuvor die Hände der Besucher mit Desinfektionsspray virenfrei gemacht. Jutta Joost achtet darauf, dass beim Warten die Markierungsstreifen zwischen den Wartenden nicht übertreten werden. Ganz neue Aufgaben für Kirchenvorstandsmitglieder.

Es würde alles unwirklich, wie aus einem Science-Fictionfilm wirken, wenn da nicht die Kulisse wäre. Die gewohnte, die einmalige Kulisse, die kein Bühnenbildner für einen Film künstlich schaffen könnte: Die Meinerdinger Kirche und das Gelände rundherum. Nicht für jeden der Lebensmittelpunkt, aber auf jeden Fall der Ort, bei dessen Anblick das Herz aufgeht, Gefühle geweckt werden. Hier fühlt sich jeder wohl, zuhause, sicher – auch in dieser unwirklichen und ungewissen Situation.

Der liebe Gott weiß das garantiert. Er hat an diesem besonderen Tag wieder einmal für strahlenden Sonnenschein gesorgt. Organist Henning Hebenbrock lässt auf dem Elektroklavier „Morning has broken“ 14 Erster Gottesdienst erklingen. Singen ist behördlich verboten. Das Mitsummen wird unter den Masken bei jedem Lied ein wenig hörbarer. Pastor Delventhal lässt die zurückliegenden Wochen im Zeitraffer Revue passieren. Das klingt wie ein Tätigkeitsbericht, um deutlich zu machen, dass es keinen Stillstand gegeben hat, das Gemeindeleben weiter gegangen ist. Mit verordnetem Abstand, aber letztlich so nah, wie es das christliche Miteinander auszeichnet.

Gemeinsames Beten ist behördlich nicht verboten, auch nicht in Corona-Zeiten. Beten kann niemand verbieten. Die knapp 30 Gottesdienstbesucher beten mit ihrem Pastor das Vaterunser zum Abschluss des Gottesdienstes. Alle verlassen „ordnungsgemäß“ Reihe für Reihe, Bank für Bank ihre Plätze auf dem grünen Rasen. Sie nehmen ein Stück der Einmaligkeit dieses „Vorortes zum Paradies“ in ihren Herzen mit. Das ist zu sehen - spätestens als die Masken abgenommen werden. Lächelnde Gesichter, strahlende Augen. Das versteht man wohl unter „erfüllt sein“.

Die „drei Kromulskas“ haben die Bänke schnell abgebaut und in der Kirchscheune eingelagert. Das aufgeklebte Kreuz auf jeder Bank bleibt. Am nächsten Sonntag werden sie schließlich wieder benötigt, aufgebaut mit 1,50 Meter Abstand, gefühlt so nahe, als ob man sich in den Arm nimmt, eben Gottesdienst in Meinerdingen und der findet bis auf Weiteres im Freien statt.

Pfarrbüro

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Ute Bremer
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