St.-Georg-Kirche im Mai 2016

 © Birger Schwarz

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

Sogar eine Meinerdinger Hymne intoniert er

Nachricht Meinerdingen, 24. November 2020

Henning Hebenbrock ist seit 30 Jahren Organist in der Meinerdinger Kirche

Nein, sagt Henning Hebenbrock. Das sei damals keine bewusste Entscheidung für Meinerdingen gewesen, um dort über Jahrzehnte Organist zu sein. Manchmal sind es auch Zufälle, die ganz besondere Wege und Ziele bestimmen. So ähnlich war es bei dem Mann, der seit 30 Jahren den (musikalischen) Ton in der Meinerdinger Kirchengemeinde angibt.

Seit 30 Jahren spielt Henning Hebenbrock die Orgel in der Meinerdinger Kirche. Er ist in diesen drei Jahrzehnten viel mehr als der Organist der Kirchengemeinde gewesen. Hebenbrock ist überall verantwortlich, wo Musik erklingt, um mit ihr Gottes Wort zu verkünden oder Emotionen zu wecken. Es gibt im übrigen wohl keinen Organisten, der behaupten kann, an „seiner Orgel“ zu spielen.

„Junge vom Dorf“

Als „Junge vom Dorf“ (Schneeheide) sorgten sein Opa und sein Onkel dafür, dass Henning Hebenbrock Keyboardunterricht in Walsrode erhielt. Im Dorf war er bald bei den örtlichen Aktivitäten in der Vorweihnachtszeit für die musikalische Untermalung zuständig – später auch für die Musik bei Beerdigungen in der Friedhofskapelle. Er nahm Orgelunterricht bei den Walsroder Kantoren, legte Prüfungen ab, spielte nebenbei bei Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen. Und dann kam vor 30 Jahren die telefonische Anfrage vom damaligen Meinerdinger Pastor Volker Horstmann, ob er nicht die verwaiste Stelle des Organisten übernehmen wolle. Mit „vier Liedern im Gepäck“ trat er die Stelle an.

Lang, genau 30 Jahre ist das her. Heute ist Henning Hebenbrock viel mehr als der Mann, der in der Meinerdinger Kirche die Orgel spielt. Im Gegensatz zu vielen anderen Kirchen hat der Meinerdinger Organist auch für jeden sichtbar ein Gesicht und eine Stimme. Im „Normalfall“ nimmt Henning Hebenbrock sonntags um kurz vor 10 Uhr seinen Arbeitsplatz oberhalb des Altarraums an seiner Orgel ein. Die „Arbeitsteilung“ beginnt. „Musik ist ein Teil der Verkündigung und des körperlichen Erlebens für die Gottesdienstbesucher“, beschreibt es Henning Hebenbrock. Der Pastor transportiere die Inhalte mit dem Wort, er mit der Musik. Und welche Musik bei der Verkündigung erklingt, bestimmt seit drei Jahrzehnten der heute 47-Jährige.

Hat er sich das früher vorstellen können, 30 Jahre Organist in der Meinerdinger Kirche zu sein? Henning Hebenbrock wird ein wenig philosophisch. Das sei immer bei Leuten so, die lange Zeit an einer Stelle sind. „Die haben nie von vornherein das Ziel, lange dort zu bleiben.“ Von daher sei auch der Weg nach Meinerdingen keine bewusste Entscheidung in diese Richtung gewesen. „Man könnte auch viele andere Stellen haben, aber wenn es gut ist und es einem gefällt, dann bleibt man“, sagt Hebenbrock. Die Tätigkeit in Meinerdingen habe immer neue Herausforderungen mit sich gebracht. „Der Job ist ein ganz anderer als vor 30 Jahren“, betont er. Da sei die Anschaffung des E-Pianos gewesen und natürlich „die schöne Orgel, die ich spielen darf“, vergisst er darauf hinzuweisen, dass es diese „schöne Orgel“ nicht geben würde, wenn er nicht eine große Spendensammlung initiiert und so 90.000 Euro für die Restaurierung des Musikinstrumentes zusammen gebracht hätte.

Besonders hebt er die St. Georg Singers hervor.

„Das war nach dem Ende des Kirchenchores etwas wirklich total Neues. Die Gruppe ist immer größer geworden, hat sich musikalisch unglaublich weiterentwickelt“, schwärmt er. Und wenn es um musikalische Herausforderungen gehe, spiele natürlich auch Meinerdingens Pastor eine besondere Rolle. „Thomas Delventhal hat immer neue Ideen gehabt, wenn er sich gerne besondere Musik zu besonderen Anlässen gewünscht hat“, lächelt der musikalische Leiter. „Bridge over troubled Water“ habe er mal zu einem Open-air-Gottesdienst haben wollen oder die Titelmusik von „Raumschiff Enterprise“. „Da habe ich mich eben auf die Suche nach den Noten gemacht, auch schon mal bei YouTube vorbeigeschaut.“ Letztlich habe sogar die Coronakrise für ihn neue musikalische Herausforderungen unter anderem mit Videoaufzeichnungen der Andachten gebracht.

„Bei uns gab und gibt es immer etwas Neues. Da habe ich nie das Bedürfnis gehabt, mich nach einer neuen Aufgabe umzusehen“, betont Henning Hebenbrock. Anfragen von außerhalb habe es in der Vergangenheit oft gegeben. „Sie haben gemerkt, dass ich monogam lebe. Mehr geht nicht“, lacht der Musiker. Dabei weist er darauf hin, dass er nie der Organist gewesen sei, der große Präludien spiele und Orgelkonzerte gebe. Dafür sei die musikalische Arbeit in Meinerdingen unglaublich abwechslungsreich. Und er sei speziell mit dem E-Piano immer dicht an den Menschen dran. Gerade während der Gottesdienste auf der Kirchwiese während der Coronazeit sei das für ihn stets eine große Herausforderung gewesen. Die Gottesdienstbesucher durften anfangs nicht mitsingen. „Da musst du aber wirklich jedes Mal allen Mut zusammen nehmen, wenn du als einziger singst und jeder Fehler über Mikrofon und Lautsprecher verbreitet wird.“ Diese Nähe zu den Menschen hat sein Leben insgesamt verändert.

„Ich kenne wahnsinnig viele Leute und genauso viele kennen mich. Wenn ich durchs E-Center oder die Stadt gehe, werde ich eben oft angesprochen.“ Ob er die Anfrage von vor 30 Jahren heute noch mal annehmen würde? Die Antwort kommt prompt: „Ja. Denn es war an keiner Stelle negativ. Manchmal war es ein bisschen viel Arbeit, aber ich bereue es nicht einen Tag“, sagt Henning Hebenbrock. Dazu tragen auch die besonderen Momente bei, wenn er als Organist bei Taufen oder Trauungen spielt. Und er schafft es jedes Mal, mit dem von ihm zur „Meinerdinger Hymne“ erkorenen Lied „Da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns“ seine Zuhörer so stark zu berühren, dass sie nicht nur Gänsehaut bekommen, sondern auch die eine oder andere Träne fließt.

Henning Hebenbrock hat entscheidend zur Restaurierung der Meinerdinger Orgel beigetragen, unter anderem 90.000 Euro an Spendengeldern gesammelt.