Auf der politischen Bühne hat man den Eindruck, als würden pausenlos Wahlen stattfinden. Nicht nur wegen großer Wahlplakate, oft auch wegen inhaltloser Reden der Akteure und durchsichtiger Wahlkampf-Versprechen. In der evangelischen Landeskirche finden auch Wahlen statt. Alle sechs Jahre wird in den Kirchengemeinden der Kirchenvorstand gewählt. Am 10. März 2024 ist es wieder so weit. Dann entscheiden auch die Wählerinnen und Wähler der Kirchengemeinde Meinerdingen, wer die künftige „Regierung“ bildet.
Auf Landesebene hat es gravierende Veränderungen zur Wahl gegeben. Wie auf politischer Ebene ist es auch im kirchlichen Bereich nicht einfach, Menschen zu finden, die sich zur Wahl stellen, um Verantwortung zu übernehmen. So reicht es erstmals unabhängig von der Größe der Kirchengemeinde aus, drei Kandidaten aufzustellen. „Viele Kirchengemeinde haben wohl keine Kandidaten mehr gefunden. Das Problem hatten wir noch nie und werden es auch nächstes Jahr nicht haben“, hebt Pastor Delventhal hervor.
Der Meinerdinger Kirchenvorstand besteht aus sieben Mitgliedern. An der Spitze steht der Pastor, fünf Kirchenvorsteher werden gewählt, einer berufen. Wie in der Vergangenheit sollen mindestens acht Kandidaten/Kandidatinnen zur Wahl antreten. Fünf Mitglieder des aktuellen Vorstandes stellen sich wieder zur Wahl. Das sind Siiri Eggers, Jutta Joost, Janine Baden, Christina Beger-Kühner und Jürgen Purwins. Heidi Ludolf wird nach 24 Jahren nicht mehr antreten. Thomas Delventhal hat schon weitere Kandidaten angesprochen. Wer sich selbst vorschlagen oder andere Mitglieder für die Kirchenvorstandswahl vorschlagen möchte, kann das bis Ende September im Kirchenbüro tun.
„Bei uns gibt es bei der Wahl keine Verlierer, weil sie weniger Stimmen als die ersten Fünf bekommen haben. Wir bilden ein Team, das sechs Jahre lang die Geschicke der Kirchengemeinde bestimmt“, beschreibt der Pastor die spezielle Meinerdinger Arbeitsweise der „Regierung“. Er hofft, dass möglichst viele Gemeindemitglieder am 10. März zur Wahl gehen werden. Wer zur Wahl gehe, setze ein Signal, dass er die Aktivitäten in seiner Kirchengemeinde wertschätze und die Kandidaten und Kandidatinnen unterstütze, weil sie sich für die Menschen ihrer Kirchengemeinde einsetzen.
Die zeitliche Beanspruchung durch das Amt des Kirchenvorstehers ist überschaubar. Einmal im Monat finden Sitzungen statt. Etwa alle sechs Wochen ist die aktive Teilnahme und Gestaltung beim Gottesdienst gefragt. Bei den monatlichen Sitzungen werden alle wichtigen Themen behandelt und Entscheidungen getroffen. „Das sind allerdings keine kontroversen langatmigen Diskussionen. Wir treffen bei den Vorstandssitzungen die offiziellen Entscheidungen, die vorher in den unterschiedlichsten Gremien oder Gruppen schon vorbereitet worden sind“, so der Pastor zur Arbeitsweise. „Wir haben ein sehr gutes, fast familiäres Miteinander.“
Auf den neugewählten Kirchenvorstand kommt zur Hälfte der Wahlperiode, also nach drei Jahren, eine ganz spezielle Aufgabe zu. Dann wird Thomas Delventhal in den Ruhestand gehen und die Stelle des Meinerdinger Pastors muss ausgeschrieben werden, der Kirchenvorstand entscheiden, wer seine Nachfolge antritt. Das alleine könnte sicherlich ein Grund sein, sich für die Kirchenvorstandswahl im März 2024 aufstellen zu lassen.
Eckard Schulz