St.-Georg-Kirche im Mai 2016

 © Birger Schwarz

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

„Die Dinge werden der Zeit angepasst“

Nachricht Meinerdingen, 04. Juni 2023

Bundesweite Szenarien über Abriss von Kirchengebäuden treffen nicht Meinerdingen

St.-Georg-Kirche
 St.-Georg-Kirche

42.500 Kirchen und rund 90.000 Pfarr- und Gemeindehäuser gehören bundesweit zu den evangelischen und katholischen Kirchengemeinden. Zwei hochrangige Vertreter der Landeskirche Hannover und des Bistums Hamburg haben ausgerechnet, dass auf Dauer jede dritte Immobilie überflüssig wird, weil beide Kirchen bis 2060 die Hälfte ihrer Mitglieder verlieren. Alarmstimmung auch für unsere Kirchengemeinde? Werden Meinerdinger Kirche, Kirch-Café und Gemeindehaus bald verkauft oder gar abgerissen. Pastor Thomas Delventhal gibt Entwarnung. „Wir haben hier in Meinerdingen ein historisch wertvolles Ensemble. Da muss sich niemand Sorgen machen.“

Der Pastor reagiert ziemlich gelassen auf die neuesten „Schreckensmeldungen“. „Wir haben schon seit rund 30 Jahren einen signifikanten Mitgliederrückgang, der in erster Linie demografische Gründe hat. Das setzt sich fort. Die Gesellschaft überaltert, und es gibt einen zahlenmäßigen Einbruch, wenn die geburtenstarken Jahrgänge jetzt in Rente gehen. Wir haben heute nur noch knapp die Hälfte der Geburten, die wir in den 60er Jahren hatten“, analysiert Delventhal. Außerdem sei die Gesellschaft internationaler geworden. Heute gehöre ein Viertel der Gesellschaft in Deutschland anderen Kulturen und Glaubensrichtungen an. „Da kann man nachvollziehen, wenn solche Rechnungen angestellt werden“, gibt der Pastor zu.

Dieser Prozess sei ja auch nicht neu, laufe schon seit 30 Jahren. „Ich habe vor zehn Jahren gesagt, dass unsere Kirchengemeinde bestimmt Walsrode unterstellt wird, wenn ich in den Ruhestand gehe. Doch man hat das sein lassen“, betont Thomas Delventhal und nennt den Grund: „Wir sind stark, weil wir uns ein eigenes Profil erarbeitet haben.“ Allerdings gehen auch in der Kirchengemeinde Meinerdingen die Mitgliederzahlen zurück. Rund 2300 Mitglieder hat die Kirchengemeinde aktuell, wobei darin eine Besonderheit enthalten ist: 200 Mitglieder kommen von außerhalb, haben sich nach Meinerdingen umpfarren lassen. „Sie wollen bewusst zu uns gehören. Das ist ein tolles Zeichen“, unterstreicht der Pastor.

„Wir haben die Dinge ständig der Zeit angepasst“, nennt Delventhal den wesentlichen Grund, warum er die aktuellen Schlagzeilen gelassen liest. „Wir haben das Gemeindehaus in der Quintusstraße vermietet. Im Obergeschoss im Meinerdinger Kirch-Café haben wir auch Mieter. Wir mussten nachweisen, dass wir nicht zu viel Gemeinderaum haben. Bei uns passt alles.“ Dabei weist er auf das „Meinerdinger Geheimnis“ hin: Schon immer vor der Zeit aktiv werden. „Darum sind wir mit unserer Kirche und unseren besonderen Angeboten eine Kirche für alle Menschen. Da wird nicht auf die Kirchenmitgliedschaft geschaut. Bei uns sind alle willkommen.“