St.-Georg-Kirche im Mai 2016

 © Birger Schwarz

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

Konfettiregen zur Konfirmation

Nachricht Meinerdingen, 04. Juni 2023

Auch dieses Jahr eine besondere Choreografie für die Konfirmandinnen und Konfirmanden

Wenn Meinerdingens Pastor von „seinen“ Konfirmandinnen und Konfirmanden spricht, gerät er in kurzer Zeit ins Schwärmen. „Wenn man sich konfirmieren lässt, dann muss man wissen, um welche Wertegrundlage es dabei geht: Um unseren christlichen Glauben“, sagt Thomas Delventhal. Sie sollen die Antwort auf die Frage geben, warum sie Christ sind. „Und unsere Konfirmanden können diese Frage beantworten“, betont er.

Die Jugendlichen des Jahres 2023 sind sein 27. Konfirmandenjahrgang in Meinerdingen. Eingefahrene Gleise oder immer wieder neue Ideen beim Ablauf? Darüber habe er sich gerade erst mit seiner Frau Sigrid unterhalten und in Erinnerungen geschwelgt. Seit Anfang der 2000er habe er immer versucht, über bekannte Musikstücke einen aktuellen weltlichen Bezug in den Konfirmationsgottesdienst einzubeziehen. Vor 20 Jahren habe sich dann auch mal die Großelterngeneration aufgeregt, als ein Lied der „Toten Hosen“ gespielt worden sei. „Heute ist das normal, wird eher gefeiert, dient als musikalischer Aufhänger für den Gottesdienst.“

Das war auch in diesem Jahr so, als Hennig Hebenbrock das Lied „Chöre“ von Mark Forster sang. „Immer siehst du schwarz und bremst dich damit aus. Nichts ist gut genug, du haust dich selber raus. Wann hörst du damit auf?“, heißt es im Lied. Pastor Delventhal und Diakon Ruprecht zeichneten in der Anmoderation den Weg vor, den das Lied lautstark verkündet: „Wie ich dich seh, ist für dich unbegreiflich, komm ich zeig`s dir. Ich lass Konfetti für dich regnen, ich schütt dich damit zu, ruf deinen Namen aus allen Boxen, der beste Mensch bist du, du bist das Ding für mich: Und die Chöre singen für dich.“ Heute seien manche Popsänger wie früher die Verkünder der biblischen Inhalte. Und klar doch: Wenn in Meinerdingen Henning Hebenbrock die Rolle von Mark Forster übernimmt, werden aus Gottesdienstbesuchern nicht nur „die Chöre“, dann regnet von der Empore auch Konfetti auf die Konfirmandinnen und Konfirmanden. Wie sich die Konfirmanden in den zurückliegenden Jahrzehnten verändert haben? „Das erste, was mir einfällt: Alkohol und Zigaretten sind kein Thema mehr,“ erinnert sich der Pastor an die ersten Konfirmandenfreizeiten unter seiner Regie Ende der 90er Jahre. Die Jugendlichen seien heute viel vernünftiger. Das hänge sicherlich auch mit den Familiensituationen zusammen. Bei den ersten Freizeiten hätten die Jugendlichen noch viel Druck abgebaut, weil sie sich oft zu Hause generationsbedingt nicht richtig verstanden gefühlt hätten. „Na ja und in so großen Gruppen wie früher, da gab es logischerweise immer mehr Querschläger. Heute in den kleinen Gruppen hat man viel engere Kontakte. Aber eines ist geblieben: Es waren alles tolle Konfirmanden“, hebt der Pastor hervor.

Die heutige Konfirmandengeneration sei aber schon etwas ganz Außergewöhnliches. Das sei auch in den Antworten deutlich geworden, die die Jungen und Mädchen zur Frage, was die Konfirmation für sie bedeute, aufschrieben. „Sie haben das für sich total verinnerlicht, auch geschrieben, dass sie stolz sind, nun in der Gemeinde der Erwachsenen angekommen zu sein.“ Er lerne die Mädchen und Jungen in den zwei Jahren kennen. Er gebe ihnen Raum, rege sie dazu an, den eigenen Glauben zu entdecken, das zu spüren und in Worte zu kleiden. „Das sehe ich als meine Aufgabe an.“

Hat sich seine Rolle als Pastor im Verhältnis zu den Jugendlichen in den zurückliegenden Jahren verändert? Ein älterer Pastor habe ihm mal gesagt, er fange als Freund an, übernehme dann die Papa- und schließlich die Oparolle. „Genauso ist es“, sagt der „Jung-Großvater“. Man werde gelassener, verständnisvoller, wertschätzender und respektvoller gegenüber den jungen Leuten. „Man sieht jeden als besondere Persönlichkeit, und jeder berührt mich.“

Und wie ist es bei der sprachlichen Verständigung trotz des Altersunterschieds? „Die Sprache geht von Herz zu Herz. Da versteht man sich.“ Und er verbiete sich, in die jugendliche Sprache einzusteigen. „Wenn man das in meinem Alter versucht, fühlen sich die Jugendlichen veralbert“, ist die Lebens-Erfahrung des Meinerdinger Pastors.

Eckard Schulz