Friedhöfe sind die letzte Ruhestätte für Verstorbene. Das heißt aber nicht, dass dort der Tod und damit verbunden Totenstille die bestimmenden Elemente sind. Speziell der Meinerdinger Friedhof wird von einer enormen Lebendigkeit geprägt. Nicht zuletzt tragen die Ehrenamtlichen im Friedhofsteam dazu bei und natürlich Siiri Eggers, die viel mehr als die Verwaltung des Friedhofs innehat, sondern immer neue Ideen zur besonderen Gestaltung einbringt.
Die Vertreter der Landeskirche unterstrichen am Sonntag beim Gottesdienst vor der Friedhofskapelle das große Engagement der Menschen hier, durch das der Meinerdinger Friedhof auch in der Landeskirche eine ganz besondere Rolle einnimmt. Auch durch diese außergewöhnliche Sonderrolle gehört der Friedhof zu den neun Friedhöfen, die in den kommenden Jahren Fördermittel aus EU-Töpfen erhalten (gut 45.000 Euro für Meinerdingen), um sie umzugestalten. Das große Ziel: Der Friedhof soll zusätzlichen Lebensraum für Tiere, Insekten und Pflanzen – einheimische Pflanzen – bieten.
Friedhöfe haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert, weil sich auch die Bestattungsformen verändert haben und weiter verändern. Große, mit teuren Einfassungen aus Granit versehene und Eisbegonien oder Lebensbäumen bepflanzte Familiengräber sind auf neuen Friedhofsflächen nicht mehr zu finden. Es gibt unterschiedliche Gründe, warum Beisetzungen (zunehmend Urnenbegräbnisse) immer häufiger auf speziellen Flächen stattfinden, ohne Grab für Grab mit einer steinernen Namensplatte an den oder die Verstorbene zu erinnern. In Meinerdingen gibt es den Friedpark, wo auf großen Natursteinen mit gleichgroßen Namensschildern dokumentiert wird, wer hier seinen Ruheplatz in der Natur gefunden hat.
Das mit dem Gottesdienst am 26. August offiziell eröffnete Umwelt- und Klimaschutzprojekt auf dem Meinerdinger Friedhof soll die vorhandenen ersten Schritte auf dem Weg zu einem liebenswerten besonderen Lebensraum Stück für Stück voranbringen. Der Friedhof wird dabei sein Gesicht verändern, die geplanten Veränderungen möglicherweise auch zu Diskussionen führen. Das wäre sehr wünschenswert und würde das Ziel unterstreichen, den Meinerdinger Friedhof zum lebendigen Bestandteil der lebendigen Kirchengemeinde weiter zu entwickeln.
Der Gottesdienst war ein wesentlicher Schritt und er unterstrich, dass ein Friedhof natürlich ein Ort der Trauer, aber gerade deshalb auch ein Ort des Miteinanders ist. Und wer hätte es bis Sonntag für möglich gehalten, dass sich rund 130 Menschen auf dem Friedhof zum Gottesdienst treffen, um sich hinterher bei Kaffee und Kuchen über die Zukunft der letzten Ruhestätte zu unterhalten und neue Ideen einzubringen, damit der Friedhof lebendiger Teil des Lebens bleibt und wird. Aber für neue, ungewöhnliche Wege ist unsere Kirchengemeinde ja inzwischen sogar überregional (sogar in Funk und Fernsehen) bekannt.
Eckard Schulz