In doppelter Hinsicht lebe er in freudiger Erwartung. Zum einen in der Kirchengemeinde ein Jahr ohne Corona-Einschränkungen. Und dann die Geburt des ersten Enkelkindes. Am 6. Februar erblickte Mathilda das Licht der Welt. Eine spannende, aufregende Zeit für die werdenden Eltern Christina und Lucas sei das, aber auch für die Großeltern und für Lucas‘ Schwester und Mathildas künftige Patentante Lena, sagt Thomas Delventhal eine Woche vor der Geburt im Gespräch.
Mit welchen Erwartungen er ins neue Jahr für das Leben in der Kirchengemeinde geht? Da muss Pastor Thomas Delventhal nicht lange nachdenken: Ein Jahr ohne Corona und damit verbundene Einschränkungen, ohne Masken und Angst. „Es wird ein veranstaltungsreiches Jahr, wie wir es vor Corona hatten. Die Planungen sind im Gang. Und es gibt viel zu planen“, blickt er auf die nächsten Monate und nennt als Beispiele das Gemeindefest im Sommer und die musikalischen Grillabende auf der Kirchwiese.
Die Menschen in der Meinerdinger Kirchengemeinde haben in den vergangenen Jahren ein Wechselbad der Gefühle erlebt. Erst war da das herausragende Jahr des 750. Kirchenjubiläums mit unglaublich vielen, vor allem unvergleichlichen Festen. Dann kam der Corona- Absturz. 2022 war so etwas wie die vorsichtige „Wiedergeburt des kirchlichen Alltags“. Was hat das Auf und Ab mit den Menschen in der Kirchengemeinde gemacht? „Es ist erstaunlich schnell gegangen, wie die Menschen ein Leben wie vor Corona aufgenommen und es genossen haben“, blickt Thomas Delventhal auf 2022 zurück.
Für jeden sei es spürbar gewesen, wie die Menschen es genossen, wieder mit anderen in Kontakt zu treten, wieder ohne Maske und Angst enger zusammenrücken zu können. Überall sei dieses freudige Wiedersehen zu fühlen gewesen. Da sei dann die aktuelle Normalität mit Blick zurück auf Corona doch wieder etwas Besonderes gewesen. Das hätten auch die Teilnehmerzahlen bei den Grillabenden, beim Laternenumzug, bei der Lesung am Nikolausabend und besonders auch beim Weihnachtsmarkt gezeigt, wobei sich der Meinerdinger Weihnachtsmarkt besuchermäßig zum größten der Region entwickelt hat.
Worauf er sich besonders freut? Auch da kommt die Antwort sofort und vielleicht für Außenstehende überraschend. „Ich freue mich ganz besonders auf die Konfirmationszeit und die Konfirmationen am 30. April und 7. Mai“, sagt der Pastor. Für ihn sei es eine große Ehre und Freude, diese jungen Menschen auf den Weg ins Leben zu schicken. Ein kleiner Kreis ist es dieses Mal. „Wir hatten schon mal 45 Konfirmanden und Konfirmandinnen. Dieses Mal sind es 17.“ Begründung: Dieses Jahr wird nicht der Nachwuchs der geburtenstarken Jahrgänge konfirmiert.
Einen besonderen Stellenwert würden auch in diesem Jahr die Gottesdienste unter freiem Himmel einnehmen. Himmelfahrt auf Einladung des neuen Besitzerehepaares Jacobi auf Gut Hilperdingen. Auf dem Hof von Jürgen und Christiane Purwins ist ein weiterer Open- Air-Gottesdienst gemeinsam mit der Bomlitzer Kirchengemeinde von Pastor Carsten Junge in Uetzingen geplant.
Und dann startet auch schon die Grillsaison auf der Kirchwiese. Auftakt wird am 23. Mai das Grillen mit Schlachtefest der Sparschweine für die Stiftung „Lebendiges Meinerdingen“ sein. Am 20. Juni geben die St.-Georg- Singers unter Leitung von Henning Hebenbrock anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens beim Grillabend ihr Jubiläumskonzert. Die übrigen Grillabende befinden sich in Vorbereitung und werden ebenfalls mit Live-Musik untermalt.
Hat sich das „Personalproblem“ gelöst? Das alte Kirch-Café-Team sei tatsächlich fast gänzlich zusammengeschrumpft. „Aber es war eine wunderbare Erfahrung, wie viel Unterstützung und Hilfe sich dann gefunden hat. Und ich gehe davon aus, dass das auch in diesem Jahr der Fall sein wird“, ist der Pastor optimistisch. Zu den Höhepunkten des Jahres wird das Gemeindefest zählen, das am letzten Sonntag vor den Sommerferien, am 2. Juli, rund um die Kirche stattfinden wird.
Die Antwort auf die Frage, worauf er sich bei der Vielzahl der Veranstaltungen besonders freut, fällt kurz und diplomatisch aus: „Auf das komplette Gemeindeleben.“ Und wird im Gemeindeleben das ehrenamtliche Engagement in Zukunft eine noch größere Rolle spielen? Ja, sagt er. Mit dem Ehrenamt stehe und falle schon immer das Leben einer Kirchengemeinde. „Das ist Kirche, wenn die Menschen sich so einbringen.“
Was er als Pastor tun kann, um dieses Engagement zu fördern und neue ehrenamtliche Mitstreiter zu finden? Man müsse den Leuten den Raum bieten, um menschliche Beziehungen zu ermöglichen, den Menschen einen Ort geben, zu dem sie gerne kommen, weil sie sich dort wohl fühlen und die Möglichkeit haben, sich mit ihren Kompetenzen einzubringen, sich eigenverantwortlich zu entfalten. Und zum Schluss gibt Thomas Delventhal das Geheimnis der erfolgreichen Gemeindearbeit in Meinerdingen preis: „Ich lass die Leute einfach machen. Das bringt das größte Geschenk für alle Seiten.“
Eckard Schulz