St.-Georg-Kirche im Mai 2016

 © Birger Schwarz

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

Auch ein Anwalt der Jugendlichen

Nachricht Meinerdingen, 18. März 2021

Olaf Ruprecht ist seit zehn Jahren Diakon in Meinerdingen – und das gerne und erfolgreich

Den sportlichen Vergleich, Nachwuchstrainer des Kirchenkreises Walsrode zu sein, weist Olaf Ruprecht vehement zurück. „Das wäre mir einfach zu wenig. Ich möchte die Zeit für die Kinder und Jugendlichen gestalten. Ich möchte sie genau jetzt begleiten, damit sie eine tolle Zeit haben“, beschreibt er den eigenen Auftrag. Seit 1996 ist er Kreisjugenddiakon, seit zehn Jahren Diakon in Meinerdingen und das mit ganzem Herzen. „Wenn das nur Arbeit wäre, hätte ich mir schnell einen anderen Job gesucht“, gesteht der 52-Jährige. „Jugendarbeit ist meines“, fügt er hinzu. Und auch wenn er die Jugendarbeit für den gesamten Kirchenkreis Walsrode lenkt, gibt er zu, dass sein Herz für Meinerdingen schon intensiver schlage, „weil es hier nur tolle Kolleginnen und Kollegen gibt und alles Hand in Hand geht.“

EvJugend2019

Olaf Ruprecht ist mit Kirche groß geworden.

Ein Großteil seiner Kindheit spielte sich in der Hildesheimer St.-Michaelis-Kirchengemeinde ab. Beim Studium der Religionspädagogik stand für ihn das Ziel fest. Er wollte Diakon werden, weil dessen Hauptaufgabe in der Kinder-und Jugendarbeit besteht. Wie nach zehn Jahren als Diakon in Meinerdingen im Rückblick Erwartungen und Realität ausfallen? Er kannte die Arbeit in Meinerdingen. „Ich wusste, was mich erwartet.“ Er habe sich sehr gefreut, als ihm vor zehn Jahren vom Kirchenvorstand die Stelle des Diakons angeboten worden sei. Genau eine halbe Stelle, denn seine Stelle im Kirchenkreis wurde auf eine halbe Stelle reduziert. Heute ist die Aufschlüsselung der Stelle noch komplizierter. Auch bei kirchlicher Jugendarbeit bilden die Finanzen eine große Rolle.

Die Notwendigkeit zum Sparen beeinflusste auch die Jugendarbeit in Meinerdingen. Die Kirchengemeinde vermietete das Gebäude an der Quintusstraße, das bis dahin auch die Heimat der Jugendgruppe war. In Meinerdingen gelang es Olaf Ruprecht, auch ohne festes Domizil die Kinder- vor allem auch die Jugendarbeit am Leben zu halten. Im Gemeindesaal findet der Kindergottesdienst statt. In Meinerdingen gibt es einen festen Stamm von Aktiven, die sich in der gemeindlichen Jugendarbeit engagieren, auch bei den traditionellen Sommerfreizeiten in Schweden als Betreuer dabei sind. Alle Vierteljahr treffe man sich, berate Zukunftsplanungen und mache einfach gemeinsam etwas Schönes.

Olaf Ruprecht sieht seine Aufgabe nicht darin, Nachwuchswerbung für den Kirchenkreis oder die Meinerdinger Kirchengemeinde zu machen. Es gebe eine tiefe Verbundenheit der Jugendlichen mit ihrer Kirchengemeinde. „Wenn ich in meiner Kirchengemeinde getauft und konfirmiert worden bin, dann schlägt mein Herz für die Kirchengemeinde. Wer als Jugendlicher gute Erfahrungen in seiner Kirchengemeinde gemacht hat, besinnt sich oft als Erwachsener wieder an seine Kirche und engagiert sich“, ist seine Erfahrung.

Darum stehe für ihn im Vordergrund, die Kinder und Jugendlichen jetzt zu begleiten, damit sie eine tolle gemeinsame Zeit haben. „Ich fühle mich als ihr Begleiter. Ich habe immer versucht, authentisch und ehrlich zu sein, nicht ihr Freund - dazu bin ich zu alt – aber als ihr Ansprechpartner“, lautet seine „Stellenbeschreibung“. Absolutes Vertrauen gehöre dazu. Für ihn sei es faszinierend, dass die Eltern ihm und seinem Team ihre Kinder bei den zweiwöchigen Sommerfreizeiten anvertrauen. „Das weiß ich als vierfacher Vater sehr zu schätzen, und ich nehme meinen Erziehungsauftrag da auch sehr ernst.“ Gerade diese Jugendfreizeiten und der Umgang miteinander würden Jugendliche aufgrund der guten Erfahrungen häufig wieder in die Kirchenarbeit zurückbringen. Da gebe es eine große Vertrautheit. „Und es ist toll zu sehen, wenn die Kinder und Jugendlichen irgendwann als Erwachsene wieder zurückkommen.“

Aktuell bestimmt Corona auch die Arbeit in der kirchlichen Jugendarbeit. Er habe viel im digitalen Bereich dazugelernt, besonders von den Jugendlichen. Doch die Treffen am Bildschirm seien nur ein schlechter Ersatz für das bisherige Miteinander. Die reale Begegnung mit ihren Freundinnen und Freunden fehle den Jugendlichen. „Kinder und Jugendlichen erbringen in dieser Zeit die größten Leistungen. Sie haben am meisten gelitten. Sie haben außer mit den eigenen Eltern keine Kontakte gehabt. Für mich ist der Umgang mit den Kindern und Jugendlichen besonders unfair gewesen“, sagt er und übernimmt die Rolle des Anwalts der Jugendlichen. Die Aufgabe eines Jugenddiakons ist eben vielfältig.


Eckard Schulz