Dienstags ist in Meinerdingen Konfirmanden-Unterricht. Eigentlich. Nach den Sommerferien klappte das auch noch. Da hatten viele gemeint, Corona sei überstanden. Schließlich waren auch wieder Flieger in die Urlaubsländer gestartet, hatten allerdings nicht nur die sonnenhungrigen Urlauber, sondern auch neue Viren aus dem Urlaub nach Deutschland zurück gebracht. Die Infektionszahlen explodierten. Von Normalität keine Spur mehr. Damit auch kein Konfirmandenunterricht für die 22 Mädchen und Jungen, die 2021 in Meinerdingen konfirmiert werden sollten. Für Pastor Thomas Delventhal ist es der zweite Corona-Konfirmanden- Jahrgang. Gibt es Unterschiede zum ersten? Die Situation sei völlig anders, sagt er. „Letztes Jahr hatten wir Konfirmandenunterricht, sogar die Konfirmanden-Freizeit. Nur der Konfirmationstermin musste vier Monate nach hinten verschoben werden“, zieht der Meinerdinger Pastor den Vergleich zum vergangenen Jahr.
Und 2021? Seit Anfang November galt der Lockdown, vorher waren Herbstferien. In Kontakt geblieben ist er mit den Konfirmanden. Per E-Mail. Die Resonanz war unterschiedlich. Einige antworteten immer, einige sporadisch, einige gar nicht. Konfirmanden-Unterricht in Coronazeiten ist eben etwas Besonderes, nichts besonders Schönes. Am Dienstag vor Pfingsten ist erstes Treffen nach langer Zeit – in kleinen Gruppen, so wie auch die Konfirmation am 4. und 11. Juli stattfinden wird. In kleinen Gruppen und draußen auf der Kirchwiese. „Das wird so ablaufen wie im vergangenen Jahr, und das gute Wetter ist auch schon bestellt“, lässt sich Thomas Delventhal einmal mehr auch von den sehr dunkelgrauen Wolken nicht verunsichern, die während des Treffens am Dienstag über die Wiese ziehen.
Das Handy klingelt. Eine Mutter ist dran und informiert, dass ihre Tochter beim ersten Test positiv, beim zweiten negativ war. Ob sie wenigstens zum Gruppenfoto am Nachmittag kommen soll? Kurze Nachfrage, dann Entscheidung. Nein. Auf keinen Fall. Sicherheit steht oben an. Wird der Fototermin eben nachgeholt. Da hören sich später Nachfragen von zwei Müttern fast aus einer anderen Welt an. Ob die Mädels denn ein Taschentuch und Blümchen in der Hand haben sollen, wenn sie konfirmiert werden. Es gibt auch in Coronazeiten Fragen, die problemlos und ohne Wenn und Aber zu beantworten sind.
Mit einigen Eltern stehe er ständig in Kontakt, sagt Thomas Delventhal. Die Situation sei dieses Jahr aber anders, etwas entspannter. „Letztes Jahr hat uns Corona praktisch aus heiterem Himmel erwischt. Jetzt haben wir das schon einmal durchgespielt. Da ist eine gewisse Vertrautheit da“, sagt der Meinerdinger Pastor. Es sei auf jeden Fall gut gewesen, den Termin für die Konfirmation frühzeitig auf das erste Juli-Wochenende zu verlegen. „Das gibt den Eltern mehr Planungssicherheit, zumal vor den Sommerferien keine durchgreifende Entspannung der Situation zu erwarten ist“, betont Thomas Delventhal.
Wie bei der Konfirmation im vergangenen Jahr werde man die Personenzahl pro Konfirmanden beim Gottesdienst auf zehn festlegen. „Ich hoffe, dass die Familien angesichts der rückläufigen Inzidenzwerte dann hinterher in größerem Rahmen feiern können.“ Das sei sein Wunsch für mögliche Lockerungen.
Auch bei anderen Familienfeiern wirkt sich Corona weiter aus. Bis Ende Juni sind alle Hochzeiten abgesagt worden. „Ich denke, dass die Trauungen Ende Juli oder ab August wieder stattfinden können.“ Taufen finden schon wieder statt. Allerdings nicht im, sondern nach dem Gottesdienst um 11 Uhr – und natürlich alles unter freiem Himmel auf der Kirchwiese.
Im Meinerdinger Kirch-Café ist inzwischen Leben eingekehrt. Malermeister Meyer und seine Mitarbeiter bringen das Kleinod auf Vordermann. Thomas Delventhal ist allerdings sicher, dass dieses Jahr keine Gäste dort den leckeren selbstgebackenen Kuchen genießen können. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Jahr Veranstaltungen mit Publikum stattfinden können.“ Darum hat er nach einem Telefonat mit der Honerdinger Feuerwehr auch mit dem Ortsbrandmeister abgesprochen, dass es auch 2021 keinen Weihnachtsmarkt an der Meinerdinger Kirche geben wird. Alle Hoffnungen konzentrieren sich auf ein total lebendiges Meinerdingen im Jahr 2022.
Eckard Schulz
