St.-Georg-Kirche im Mai 2016

 © Birger Schwarz

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

In der ersten Reihe steht er nicht gerne

Nachricht Meinerdingen, 13. Juni 2021

Klaus Schröder: Der Handwerker mit den künstlerischen Fähigkeiten

Es gibt Menschen, die alles was sie tun, anderen mitteilen, ob die es hören oder gar lesen wollen oder nicht. Und es gibt eine größere Anzahl von Menschen, die lieber im Hintergrund, im Stillen wirken. Von ihnen lebt auch die Kirchengemeinde Meinerdingen. Diesen „stillen Heldinnen und Helden“ soll im Gemeindebrief in unregelmäßigen Abständen eine kleine Serie gewidmet werden.

Klaus Schröder ist so einer, der zupackt, wo er gebraucht wird, wenn Lob verteilt wird, aber lieber in der zweiten Reihe steht. Ihn zu überreden, eine Geschichte über ihn zu schreiben, ist daher schon etwas Besonderes. Besonders ist auch das, was er für den Meinerdinger Friedhof gefertigt hat: Ein großer Wegebogen, an dem bald Blutbuchen hochwachsen sollen und zwei große Rosenbögen, die ein Blickfang auf dem neu gestalteten Bereich im südlichen Teil des Friedhofes sind, wo neue Bestattungsformen wie die Urnenbeisetzung an einem Baum möglich geworden sind.

Friedhofsgärtner Gerald Hohls hatte Klaus Schröder angesprochen, ob er nicht zwei Rosenbögen anfertigen wolle. „Ich habe gesagt, das mach ich nicht“, erzählt der 70-Jährige. Doch der Gärtner ließ nicht locker. „Gerald hat gesagt, stell dir mal vor, wenn du die Bögen machst und hinterher alles so schön daran wächst“, erinnert sich der Honerdinger. Vorstellen konnte er es sich natürlich, denn Klaus Schröder ist regelmäßig auf dem Friedhof. Nicht nur an den Gräbern seiner Angehörigen. Er gehört auch zum Friedhofsteam, das sich an jedem Dienstag zwei Stunden lang trifft, um Bio- und Restmüllbehälter zu leeren, Rasen zu mähen, Unkraut zu jäten, die Hauptwege zu entkrauten und vieles mehr, für das die Kirchengemeinde und damit die Gemeindemitglieder sonst viel Geld bezahlen müssten, wenn es eine Firma erledigen würde.

„Ich bin gerne im Friedhofsteam, weil ich da nette Leute treffe und bei der Arbeit auch noch Zeit zum Schnacken bleibt“, sagt Klaus Schröder zu seiner Motivation. Na ja und wenn man dann selbst jede Woche dafür sorgt, dass sich der Friedhof immer mehr zu einem Aushängeschild entwickelt, kann man bei der Frage nach dem Bau eines Rosenbogens nicht beim klaren Nein bleiben. Wer den Friedhof besucht, kann das Ergebnis seit kurzem sehen.

Handwerker? Künstler? Klaus Schröder bezeichnet sich eindeutig als Handwerker. Da könne er fast alles. „Das hat man seinen Eltern oder Großeltern abgeschaut.“ Kfz-Mechaniker hat der gebürtige Honerdinger nach der Schulzeit gelernt. Später besuchte er die Meisterschule in Lüneburg, arbeitete bei Kfz-Betrieben in Walsrode, später „auf dem Platz“, wo er für militärische Spezialfahrzeuge zuständig war. 1989 wechselte er zu den Heidewerkstätten, hatte seinen Arbeitsplatz bis zum Eintritt in den Ruhestand damit quasi vor der Haustür.

Seine Ehefrau Christine (seit 1989 sind die beiden verheiratet, Alexander und Victoria sind ihre Kinder) ist nicht unschuldig, dass aus dem „Metaller“ ein künstlerischer Handwerker wurde. Irgendwann entdeckten die beiden bei einer ihrer Radtouren in Walsrode ein aus Seilen gespanntes riesiges Spinnennetz. „Christine hatte die Idee, dass ich doch so etwas für unseren Garten machen könnte“, erinnert sich Klaus Schröder. Spinnennetze in allen Größen und Variationen entstanden. Zwischen Hameln und Bispingen sind die „Spinnereien aus Metall“ aus seiner Werkstatt mittlerweile zu finden.

Die Produktpalette wuchs. Rosenbögen, Weihnachtsbäume mit Lichterketten und Steingabionen entstanden. Gabionen sind Metallgestelle, die mit Steinen gefüllt werden. Klaus Schröder verwendet neben Steinen Glaselemente und natürlich Leuchtmittel, sodass die Kunstwerke speziell abends zu einem echten Blickfang im Garten werden. Er verwendet nicht nur Metall, als Ständer für bestimmte Objekte benutzt er Holz. Natürlich nicht irgendein Holz aus dem Baumarkt. Da sind die eigenen Ansprüche hoch. Und wenn einer aus dem Bekannten- oder Freundeskreis mal mit einem speziellen Wunsch kommt, dann nutzt der Heidjer seine vielfältigen Kontakte, fährt beispielsweise zu Willi Bock nach Mengebostel, um im dortigen Sägewerk nach besonderen Holzstücken zu suchen.

Das Hobby bedeute ihm sehr viel, sagt Klaus Schröder und macht eines deutlich: „Das wird nicht zur Arbeit werden. Da passe ich auf.“ Der Bau der Rosenbögen für den Meinerdinger Friedhof war da schon ein wenig grenzwertig. Das war nicht nur das größte, sondern auch zeitaufwändigste Projekte, das in der Werkstatt in der heimischen Garage entstand. Über 120 Stunden Arbeitszeit stecken drin. 270 Meter 8 Millimeter dicken Rundstahl hat er verschweißt, vorher jede einzelne Strebe gesägt, schließlich Edelstahlkugeln besorgt, die bei Sonnenschein von weitem oben auf den beiden Bögen zu erkennen sind.

Der künstlerische Metallhandwerker macht auch keine Reklame für seine Objekte. Im September wird er einige wieder bei Uwe Rohde bei der Aktion der geöffneten Gärten in Mengebostel ausstellen. Dort wird vermutlich auch sein neuestes Objekt zu sehen sein, das gerade in der Werkstatt am Wilhelm-Asche-Weg entsteht. Als Christine und Klaus Schröder auf Urlaub in Südafrika waren, entdeckte seine Frau auf einem kleinen Kunsthandwerkermarkt in Kapstadt etwas Besonderes: Der Künstler hatte in einer Fahrradfelge aus Draht einen Baum „wachsen“ lassen. Jetzt ist Klaus Schröder dabei, aus unendlich vielen Metern feinem Draht den Baum zu flechten, der künftig in einer handelsüblichen 28er Fahrradfelge seinen Platz finden wird.