Es dauert nicht mehr lange, dann beginnen auf allen Fernsehkanälen die Jahresrückblicke. Erinnern an besondere Situationen, an Helden oder Pechvögel. Welches Resümee zieht Pastor Thomas Delventhal am Ende von 2021 für die Kirchengemeinde Meinerdingen? Ein normales Jahr ist das zweite Coronajahr sicherlich nicht gewesen. Also ein trübsinniger Rückblick?
Keine Ahnung, ob der Pastor das Wort „trübsinnig“ überhaupt in seinem Sprachgebrauch hat. Er denkt länger als üblich für die erste Antwort nach. Dann ist das Lächeln da, das ihn auszeichnet: Im Vordergrund würden sicherlich die Sommermonate stehen, die alles überstrahlt hätten, was in den ersten Monaten des Jahres unter Corona recht finster erschien. Die ersten Monate des Jahres seien sehr schlimm gewesen. Corona habe auch in seiner Kirchengemeinde viele Familien getroffen.
„Ich war in den ersten Monaten sehr häufig bei Beerdigungen, weil Menschen von hier an Corona oder den Folgen verstorben sind“, erinnert er sich. Der erste Lichtschein in der Zeit des Lockdowns sei die Osternacht gewesen, die unter Einhaltung aller Hygiene- und Abstandsvorgaben auf der Kirchwiese gemeinsam gefeiert worden sei. Dabei seien auch die Osterkerzen entzündet worden, die Landesbischof Ralf Meister wenige Tage vorher bei einer Reise durchs Land auch in Meinerdingen vorbeigebracht hatte.
„Ab Mai hat sich die Lage dann schlagartig entspannt, sodass wir Himmelfahrt die Sommerkirche guten Gewissens starten konnten“, blickt Thomas Delventhal zurück. „Wir sind immer klare Kante gefahren. Wir wussten, die Temperaturen steigen, die Infektionszahlen sinken und irgendwann schnitten sich die Kurven in der Statistik.“ Das sei quasi der Start für die außergewöhnlichen Aktivitäten in einem ungewöhnlichen Kirchenjahr gewesen.
Alle seien mit Eifer dabei gewesen. Vor allem die Helfer im Aufbauteam, die nicht nur für den Sonntagsgottesdienst, sondern auch für zusätzliche Veranstaltungen – wie Taufen, Konfirmation oder Hochzeiten – die „tragbaren Kirchenbänke“ auf der Kirchwiese aufbauten. „Es hat unbeschreiblich schöne Momente gegeben“, schwärmt der Pastor von glücklichen Konfirmanden, von einem unglaublich intensiven Gemeinschaftsgefühl zwischen den Eltern der Konfirmanden, von einer wunderbaren, einmaligen Atmosphäre bei einer Trauung unter freiem Himmel und von den fast 30 Taufen, die in den Sommermonaten auf der Kirchwiese stattfanden. „Das macht das lebendige Meinerdingen aus, dass wir uns hier wirklich von Höhepunkt zu Höhepunkt bewegen, das vor dem Hintergrund von Corona aber ganz anders wahrnehmen.“
In der Vergangenheit sei alles als normal hingenommen worden. In der Corona-Situation sei etwas Neues entstanden. „Was normal war, wird bewusster wahrgenommen und wertgeschätzt“, ist seine Beobachtung. Neue Wege seien gesucht und gefunden worden. Manches sei so gut, dass man es beibehalten möchte. „Ich bin im Sommer schon mehrfach gefragt worden, ob wir die Sommerkirche auf der Kirchwiese und auch die Konfirmationen draußen nicht grundsätzlich beibehalten können“, lächelt der Pastor.