2022 – das erste Jahr (fast) ohne Corona bedingte Einschränkungen. Wie ist das jetzt zu Ende gehende Kirchenjahr aus Sicht von Pastor Thomas Delventhal gelaufen? Die Antwort ist nicht total überraschend. Rückblickend sei es ein sehr schönes Jahr gewesen. „Wir konnten alles wieder ins Leben rufen und es hat wunderbar funktioniert“, zieht Meinerdingens bekannt optimistischer Pastor sein Resümee. Allerdings sei es zum Jahresbeginn einigermaßen schwierig gewesen, überhaupt etwas zu planen. Erst ab Anfang Mai seien die letzten Einschränkungen gefallen, der Lockdown endlich beendet gewesen.
„Da muss man dann gedanklich erstmal hinterherkommen“ beschreibt Thomas Delventhal die Ausgangsposition vor dem ersten Grillabend auf der Kirchwiese. Bewusst zurückhaltend sei man gewesen, auch im Stiftungsvorstand, der dann den ersten Grillabend, verbunden mit dem traditionellen Schlachtefest der Sparschweine, organisiert und personell übernommen habe. Das sei so etwas wie der Türöffner für weitere Veranstaltungen gewesen. „Und die Leute sind gekommen. Die Menschen waren im übertragenen Sinn einfach hungrig, sich bei uns zu treffen und einen gemütlichen Grillabend mit Klönschnack zu verbringen“, blickt der Pastor auf den Saisonstart zurück.
Aber haben wirklich alle Angebote die beiden „Coronajahre“ unbeschadet überstanden oder sind bisherige Strukturen zusammengebrochen? „Die Aktivitäten haben zwangsläufig geruht, sind aber nicht zusammengebrochen“, so Thomas Delventhal. Als das Kirch-Café nach der Zwangspause wieder geöffnet habe, seien die Besucher nachmittags sofort wieder gekommen. Zu den Grillabenden sei es genauso gewesen. Und Henning Hebenbrock habe auch von den St.-Georg-Singers berichtet, dass es bei den Übungsabenden nach der Zwangspause wie gewohnt gelaufen sei. Kurt Rotermund hat auch den ersten Spielenachmittag wieder veranstaltet. Besonders freue ihn, dass drei Frauen im Kirchgartenteam neu gestartet sind. Und der Pastor hatte ein besonderes Erlebnis beim ersten Seniorennachmittag nach der Pause. Mit großer Freude hätten die Seniorinnen sich im Gemeindesaal getroffen. Nach den zwei Jahren habe es viel zu erzählen gegeben. Und bei der traditionellen Kuchenversorgung gab es kein Problem. Eine Teilnehmerin hatte selbst gebackenen Kuchen mitgebracht. „Habe ich doch beim letzten Nachmittag gesagt, dass ich für meinen Geburtstag Kuchen mitbringe“, hat sie betont. Dieser „letzte Nachmittag“ war der 19. Februar 2020!
Aber natürlich habe sich in diesen zweieinhalb Jahren viel verändert. Auch bei den Ehrenamtlichen. So habe man sich im Kirch-Café-Team (es übernimmt traditionell die Grillabende) zusammen gesetzt und dabei erfahren, dass sich ein Großteil aus unterschiedlichen Gründen zurückziehen wollte. „Das sind sehr personalintensive Veranstaltungen, vom Auf- und Abbau über das Grillen bis zum Salat- und Getränkeverkauf. Und wir standen plötzlich nur mit einem Rumpfteam da“, beschreibt Thomas Delventhal die Ausgangsposition. „Meine Marschrichtung war: Wir fangen einfach an. Ich habe zu Sigrid gesagt, du verkaufst die Getränke, ich grille.“ Doch diese extreme personelle Ausgangslage trat nicht ein. Nachdem das Friedhofsteam Horst Pfeiffer, Ulli Clausing, Klaus Ludolf und Klaus Frerking beim Aufbau immer unterstützten, der Vorstand der Stiftung den ersten Grillabend übernahm, seien die Leute von sich aus zum Helfen gekommen. „Wir haben das Konzept verändert. Das Kirch-Café-Team ist jetzt eine offene Gruppe. Man muss die Leute einfach nur ansprechen, dass wir Unterstützung brauchen, dann sind sie auch da. Wir sind mit großem Gottvertrauen gestartet. Und es hat funktioniert“, weiß Meinerdingens Pastor und erinnert sich daran, dass er beim letzten Grillabend tatsächlich seinen Platz am Bratwurstgrill weitergegeben hatte. Wenn sich aber in Zukunft zeige, dass dieses Konzept der Freiwilligkeit nicht mehr aufgehe, müsse man eben die eine oder andere Veranstaltung streichen. „Was nicht geht, geht nicht.“
Grillabende soll es auch im neuen Jahr geben. „Wir wollen uns aber wieder auf sechs Grillabende beschränken“, setzt der Pastor klare Grenzen. Wie viele davon mit Livemusik sein werden, ist noch offen. „Natürlich ist Live Musik so etwas wie die Sahnehaube, aber die Leute sind ja auch so gekommen, weil sie sich bei uns wohlfühlen und miteinander ins Gespräch kommen wollen“, sagt Delventhal. So gut wie fest eingeplant sind allerdings jetzt schon das Jubiläumskonzert der St.-Georg-Singers, die Old Potatoes, die Lehrerband und verschiedene Orchester des Walsroder Gymnasiums, beim Stullenabend des Hospizdienstes die Gruppe „Vielsaitig“ und vielleicht zum Saisonabschluss die Böhmetaler.
Eckard Schulz