St.-Georg-Kirche im Mai 2016

 © Birger Schwarz

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

Keine Schnacker, sondern Zupacker

Nachricht Meinerdingen, 08. März 2022

Das Friedhofsteam engagiert sich seit zehn Jahren auf dem Meinerdinger Friedhof

Wenn von der Kirchengemeinde Meinerdinger gesprochen wird, dann steht natürlich an erster Stelle das wunderschöne einmalige kleine Gotteshaus, das immer wieder auch von Brautpaaren von außerhalb als Hochzeitskirche ausgesucht wird. Dann sind da das Kirch-Café und die Kirchwiese, die in „virenfreien Zeiten“ viele Gäste anlocken, um Kaffee und Kuchen zu genießen oder sich abends bei Bratwurst und Bier und Livemusik zu unterhalten und unterhalten zu lassen. In der Rangliste steht aber auch ein anderer Ort ganz oben, der in den zurückliegenden Jahren sein Gesicht sehr stark verändert hat: der Meinerdinger Friedhof.

Wer einen lieben Menschen verloren hat, besucht dessen Grab regelmäßig auf dem Friedhof. Der Friedhof ist Anlaufstelle, um sich an gemeinsame Stunden zu erinnern, um zu trauern, um dem geliebten Menschen auch nach dessen Tod nahe zu sein. Der Meinerdinger Friedhof bietet dazu viele Orte, an denen dies möglich ist und auch von vielen Besuchern genutzt wird. Das Geld, das in die vielen Ruhebänke investiert wurde, ist gut angelegt.

Mittlerweile ist der Friedhof aber mehr als ein Ort des Gedenkens und der Trauer geworden. Er hat sich und sein Aussehen grundlegend verändert. Dazu haben Siiri Eggers als Ideengeberin und Gerald Hohls als Landschaftsgärtner entscheidend beigetragen. Doch
beide betonen immer wieder, dass die Arbeit der Profis ohne das zupackende Helfen vieler Ehrenamtlicher nicht möglich wäre. Und auch dabei verfügt die Kirchengemeinde Meinerdingen über ein Alleinstellungsmerkmal: seit zehn Jahren gibt es das Friedhofsteam. Es sind unterschiedliche Beweggründe, die die Teammitglieder 2012 dazu brachten, dem Aufruf von Pastor Thomas Delventhal zu folgen und sich für die ehrenamtliche Arbeit auf dem Friedhof zu melden.

Die meisten Mitglieder des Friedhofsteams sind bis heute aktiv dabei. Wohnortwechsel, gesundheitliche Probleme oder Tod sind die einzigen Gründe, um nicht mehr jeden Dienstag pünktlich um 9 Uhr zum freiwilligen Dienst zu kommen.

Die Idee, Freiwillige zu suchen, die gerne an frischer Luft arbeiten und das auf dem örtlichen Friedhof tun wollen, kam aus dem Kirchenvorstand. Thomas Delventhal verfasste ein Rundschreiben an alle über 60-Jährigen aus der Kirchengemeinde. Darin machte er deutlich, dass es auch darum ging, Kosten einzusparen. Grundgedanke aber sei gewesen, die Menschen sensibler für den Friedhof zu machen und ein anderes persönliches Verhältnis für diesen besonderen Ort aufzubauen, erinnert sich der Pastor.

Nach zehn Jahren steht fest: Die Ziele wurden erreicht. Allein durch die wöchentliche Leerung der Grüngut- und Wertstoff-Behälter und das Sortieren der Abfälle wird ein dicker Batzen an Ausgaben eingespart. Das Geld kommt direkt der weiteren Gestaltung des Friedhofes zugute, gleichzeitig sorgt die unbezahlte (viele sagen „unbezahlbare“) Arbeit der Freiwilligen dafür, dass die Friedhofsgebühren über einen langen Zeitraum konstant gehalten werden konnten.

Diese Überlegungen spielen bei den knapp 20 Mitgliedern des Friedhofsteams allerdings keine Rolle. Wenn sie sich Dienstagmorgens die Schubkarren, Harken, Schaufeln, Forken, Rasenmäher oder Kantenschneider schnappen, um nach der „Guten-Morgen-Runde“ von Teamchef Kurt Rotermund die aktuelle Aufgabenstellung umzusetzen, dann ist es die Freude daran, sichtbar zum Schönerwerden des Friedhofes beizutragen. Und da passiert es dann auch, dass an einigen Diensttagen eine Besucherin oder ein Besucher anhält und die Männer und Frauen in ihren grünen Poloshirts mit der Sonnenblume anspricht. Oft geht es um Ratschläge, zunehmend aber auch um Lob. Gelobt wird, dass der Meinerdinger Friedhof gerade in der jüngsten Zeit so schön geworden ist, und es ist zunehmend zu merken, dass für die Leute „schön“ und „Friedhof“ nicht mehr im Gegensatz stehen. Aber immer wieder wird im Vorbeigehen auch das Engagement des Friedhofsteams gelobt und den Ehrenamtlichen gedankt. „Das ist der schönste Lohn für uns“, sagt Kurt Rotermund im Namen seines Teams. Und dann wird auch der Ärger vergessen, weil sehr oft in den Grüngutkisten Plastikabfälle liegen oder in den Wertstoffkübeln Abfälle von zu Hause zu finden sind.

Beim Friedhofsteam steht die Freude oben an, den Meinerdinger Friedhof noch schöner zu machen. Das betrifft auch die vielen neuen Flächen mit Bestattungsmöglichkeiten, die es bei der Bildung des Teams vor zehn Jahren noch nicht gab. Angefangen vom Friedpark mit den Stelen, an denen die Namen der Verstorbenen auf Tafeln festgehalten sind, daneben die Rasengräber, der Birkenhain, der Heidegarten, die Bereiche unter und am Rosenbogen, den Klaus Schröder aus dem Team gebaut hat.

Auf fast 30 der sogenannten Wunschgräber werden dienstags die Rasenbeete gemäht. Der Hauptweg wird von unerwünschten Pflanzen befreit. Die Seitenbereiche mit den Urnengräbern werden ständig gepflegt. Und wenn wieder ein sehr heißer Sommer ansteht, dann kommen Mitglieder des Teams auch „außerhalb der Dienstzeit“ regelmäßig zum Bewässern vorbei, damit es auf dem Friedhof weiterhin blühen und grünen kann. Und ein wichtiger Aspekt trägt noch dazu bei, dass die Frauen und Männer im Friedhofsteam ihren ehrenamtlichen Job gerne leisten: Das Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe. Zwischendurch bleibt auch mal Zeit zum Klönen, und Tradition ist, dass nach den zwei Stunden Friedhofsdienst gemeinsam ein Cappuccino getrunken wird. Da wird dann nur noch selten über die Arbeit gesprochen. Die neuesten Neuigkeiten aus den Familien, aktuelle Themen aus Meinerdingen, Walsrode und der großen weiten Welt stehen im Mittelpunkt. Und manchmal können auch ganz private Probleme gelöst werden, weil das Team aus Menschen besteht, die zupacken und helfen, wenn es darauf ankommt.

Eckard Schulz