Anne Wippermann hat in ihrem Leben schon viele Aufgaben erfüllt, in denen es darum ging, Menschen in besonderen Situationen besondere Hilfe zu leisten. Die Pastorin weiß auch aus dieser Erfahrung heraus eines sicher: „Dem Menschen geht es nur gut, wenn es auch der Seele gut geht.“ Darum traf der Wunsch von Meinerdingens Pastor vor zehn Jahren bei ihr auf offene Ohren. Gemeinsam wollten sie Menschen aus der Kirchengemeinde seelsorgerische Hilfe anbieten. Anne Wippermann und die fünf ausgebildeten ehrenamtlichen Seelsorgerinnen, die zum Team gehören, wissen, wie wichtig die Arbeit ist. Gerade während, aber auch nach der Coronazeit und seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine wird die Einsamkeit von Menschen zu einem wachsenden Problem.
Anne Wippermann ist viel unterwegs. Sie wohnt mit ihrem Mann in Bad Salzdetfurth. Doch menschliche Probleme machen nicht an kommunalen Grenzen halt. Lange Jahre war sie als Seelsorgerin am Walsroder Krankenhaus tätig. Und auch dort dauerte es einige Zeit, bis alle begriffen, wie wichtig es ist, sich mit Worten und Gesten um Patienten zu kümmern, der Seele diese mitmenschlicher Medizin zu schenken. 2012 wurden die ersten ehrenamtlichen Seelsorgerinnen im Rahmen eines Gottesdienstes den Meinerdingern vorgestellt. 60 Stunden Ausbildung mit sieben Studientagen und drei Praxistagen in einem Seniorenheim lagen hinter ihnen. Vorab gab es intensive Einzelgespräche, um zu ermitteln, ob die Interessenten wirklich für die Aufgabe geeignet sind oder sich nicht selbst überfordern.
Heute bilden Monika Dransfeld, Anne Fischer, Viola Kömp, Ursula Langguth und Renate Schäfer das Team. Einmal im Monat treffen sie sich mit Anne Wippermann zur Supervision. „Das ist unglaublich wichtig, weil wir die Ehrenamtlichen nicht allein lassen dürfen“, weiß die Seelsorgerin, die sich auch noch in der Telefonseelsorge in Soltau und von ihrem Wohnort aus in anderen Projekten engagiert und Ehrenamtliche ausbildet.
Zeit zum Zuhören und Reden sind das Wichtigste, das die ehrenamtlichen Seelsorgerinnen bei ihren Besuchen mitbringen. Die Kontakte stellt meistens Pastor Delventhal her. Reden und Zuhören als Mittel gegen Einsamkeit, nach dem Verlust geliebter Menschen oder des eigenen Zuhauses durch Umzug in ein Seniorenheim, das sind meistens die Inhalte, um die sich die Gespräche drehen. Ein bis zwei Personen werden von den Ehrenamtlichen regelmäßig betreut. Wie lange die Betreuung dauert, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Anne Wippermann weiß, dass die Gruppe an die Grenzen der Leistungsfähigkeit stößt. „Wir brauchen dringend mehr Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Darum wollen wir in Kürze in Meinerdingen eine Informationsveranstaltung starten und neue Ehrenamtliche suchen und ausbilden“, kündigt sie an.