„Ich gehe gern über Friedhöfe. Auch wenn wir in Urlaub sind, schaue ich mir dort gerne die Friedhöfe an.“ So wird oft erzählt. „Ich komme, wenn ich auf einem Friedhof bin, mir die Gräber anschaue, zu Ruhe, werde still in mir. Ich spüre Trauer um Menschen die gegangen sind und spüre gleichzeitig – ich lebe. Und ich werde dankbar, ganz tief aus mir werde ich dankbar, dass ich lebe und leben darf.“ „Mir wird auf einem Friedhof bewusst, dass auch mein Leben begrenzt ist und dass ich bewusster, aufmerksamer sein will – mit mir und meinen Liebsten.“ So wird dann weiter erzählt.
Mir geht es genauso. Ich kann mich in den Worten all meiner Gesprächspartner wieder finden. Und über all die Jahre, die ich als Pastor Trauernde begleite und in denen ich für unseren Friedhof mit verantwortlich bin, hat sich für mich der Friedhof immer mehr zu einem Ort des Lebens entwickelt. Der Friedhof ist ein Ort des Lebens. Ein Ort an dem ich mir durch alle Trauer hindurch des Lebens bewusst werde. Dass es mein Auftrag ist zu leben und zu lieben, mein Leben zu ergreifen: „Ich lebe und ihr sollt auch leben.“ (Johannes 14,19) Ein Ort, an dem ich spüre, dass der Mensch, der von mir gegangen ist, lebt. Im Herzen kann ich es erfassen: „Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt.“ (Johannes 11,25)
Jesu Weg ging durch Leid und Tod zu neuem Leben. Das ist auch unser Weg: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ (Johannes 14,6)
