St.-Georg-Kirche im Mai 2016

 © Birger Schwarz

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

„Man ist auch ein bisschen Seelsorger“

Nachricht Meinerdingen, 27. März 2025

Renate Frerking ist ein Gesicht des Kirch-Cafés / Auch in anderen Bereichen ehrenamtlich aktiv

„Eigentlich wollte ich heute ja nichts machen“, sagt Renate Frerking, stellt eine Vase mit frischen Blumen auf den Tisch und entzündet mit einem großen Streichholz die Kerzen im Kirch-Café. „Ach ja, ein großes Feuerzeug muss ich mir auch mal wieder besorgen“, fügt sie noch hinzu, bis sie mir gegenüber auf dem Stuhl Platz nimmt. Ute Bremer, mit der sie vom ersten Tag an das Gesicht des Meinerdinger Kirch-Cafés ist, hat ihr heute frei gegeben. Gisela Bahr bedient die Gäste, die wenig später zum Kaffeetrinken ins einzigartige Café kommen. 

In Garßen im Landkreis Celle ist Renate Frerking geboren. In der Kindheit und Jugend ist sie viel rumgekommen. „Ich kenne viele Orte im Heidekreis“, erzählt sie von häufi gen Wohnungswechseln, weil ihr Vater damals in der Landwirtschaft tätig war und die Familie auf den Höfen in den sogenannten Deputathäusern wohnte. Sie selbst begann nach der Schule eine Ausbildung in Hotel und Gastronomie in Goslar, die sie nicht abschließen konnte, weil der Betrieb zumachte. Zurück im heutigen Heidekreis begann sie eine Ausbildung im Einzelhandel. Die Arbeit
im damaligen „Puls-Supermarkt“ und auch im E-Center sorgte mit dafür, dass man ihr Gesicht und sie in Walsrode kannte. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Im Gegenteil. Die ehrenamtliche Arbeit im Servicebereich des Kirch-Cafés hat den Bekanntheitsgrad eher noch erhöht.

1979 heiratete sie „ihren Klaus“, den sie als Taxifahrer kennengelernt hatte. Fünf Kinder haben die beiden, und Renate kommt ins Schwärmen, wenn sie über den Nachwuchs spricht. Stolz ist sie auf alle, und ein bisschen auch auf sich selbst. Finanziell war die Familie nie auf Rosen gebettet. „Und alle haben Abitur gemacht und sind ihren Weg erfolgreich gegangen“, sagt sie und hat Tränen in den Augen. Der Begriff „Familienmensch“ scheint für sie erfunden worden zu sein.

Seit wann sie sich ehrenamtlich in der Meinerdinger Kirchengemeinde engagiert und wie es dazu gekommen ist? Der „Menschenfänger Thomas“ habe sie bei der Konfirmation ihrer ältesten Tochter 1997 „eingefangen“. Seitdem ist die einstige „Konfi-Mutti“ in diversen Funktionen tätig. Mit Dorothea Pfeiffer, Susanne Hormann, Heidi Ludolf, Sigrid Delventhal, Andrea Hehlke und Ute Bremer bildete sie das erste Kirch-Café-Team. Mit Ute Bremer ist sie bis heute jeden Dienstag im Café aktiv. Wenn nach den Konfirmationsgottesdiensten oder dem Pfingstgottesdienst ein Empfang mit Sektausschank auf der Kirchwiese ist, dann ist sie aktiv dabei. Sie vertritt auch Heidi Kromulska, wenn die Küsterin in Urlaub ist oder schmückt die Kirche zum Erntefest. „Wenn was ist, bin ich eben da“, tut sie das fast wie eine Selbstverständlichkeit ab.

Die Arbeit im Kirch-Café mache ihr unglaublich Spaß. „Man trifft immer wieder neue Menschen, und man ist auch ein bisschen Seelsorger.“ Da übernehme man teilweise schon eine besondere Rolle. Wenn jemand allein am Tisch sitze, dann setze sie sich auch schon mal dazu. Sie merke, wenn jemand Redebedarf habe, kenne viele Lebens- und Familiengeschichten. Und natürlich wisse sie bei den Stammgästen schon, welchen Kuchen sie gerne haben wollen. „Das hier ist längst viel mehr als die Arbeit als Bedienung“, betont sie und erzählt, dass sie sich schon Sorgen mache, wenn der ein oder andere ältere Stammgast dienstags mal nicht da sei.

Doch Renate Frerking ist nicht nur als Bedienung im Kirch-Café bekannt. Geradezu legendär ist ihr Butterkuchen. Für jeden Kaffeenachmittag backt sie mindestens ein Blech Butter- und ein Blech Gusskuchen. Da läuft dann am Dienstagmorgen schon um 6.30 Uhr in ihrem Haus in Honerdingen der Backautomat, der die Zutaten des selbst entwickelten Rezeptes rührt. Ob sie man durchgerechnet hat, wie viele Butterkuchen sie in den gut 20 Jahren für die Besucher des Kirch-Cafés gebacken hat? Die Rechnung ist relativ einfach, weil das Café außer an Feiertagen ganzjährig dienstags geöffnet hat. „Das müssen dann rund 1300 Butterkuchen gewesen sein. An manchen Tagen habe ich aber auch die doppelte Menge gebacken“, resümiert sie kurz, dass die Kuchenzahl eher höher ausfällt.

Am anstrengendsten wird es, wenn die „musikalische Grillsaison“ auf der Kirchwiese beginnt. „Das geht schon auf die Knochen, wenn im Café und auf der Kirchwiese alle Plätze besetzt sind. Und am anstrengendsten ist es, wenn um 17 Uhr schon die Gäste für den Grillabend kommen.“ Manchmal sei das auch nervig, weil einige erwarten, sofort und als erste bedient zu werden. „Mehr Geduld, die würde ich mir ehrlich wünschen. Viele vergessen, dass wir das hier alles ehrenamtlich und aus Spaß machen“, sagt sie, um aber gleich anzufügen, dass ihr die Arbeit nach wie vor großen Spaß mache. „Und ich würde auch heute wieder ja sagen, wenn unser Menschenfänger mich noch mal fragen würde“, lacht Renate Frerking, die nach eigenem Bekunden das Wort „Nein“ nicht erfunden hat. 

Eckard Schulz