Es gibt Menschen, die können (fast) alles. Wenn bei uns in Meinerdingen Hilfe gesucht wird, gibt es Männer und Frauen, die sofort da sind. Jutta Joost und Kurt Rotermund fallen mir da beispielhaft spontan ein. Es gibt in unserer Kirchengemeinde noch viele andere. Sie alle sind ein unglaublicher Schatz. Beim Fernsehprogramm zum Jahreswechsel wurde ich an diese Alleskönner erinnert.
Gefühlt war es so: Egal, wann ich den Fernseher anstellte, ER war immer da und das in vorderster Reihe. Im Vorabendprogramm wurde gequizt. Immer fröhlich dabei Kai Pfl aume, auch wenn die Dauerrater Elton und Bernhard manchmal eher genervt wirkten, weil sie bei der Antwort falsch lagen. Zum Abspann der Hinweis auf „Klein gegen Groß“, die Unterhaltungsshow am Sonnabend mit – natürlich Kai Pfl aume. Sonntag dann um 21.45 Uhr statt NDR-Sportschau „Kaum zu glauben“, Ratespiel um Menschen mit besonderen Eigenschaften oder Erlebnissen. Kurz vor Silvester noch „2024 – das Quiz“. Moderator? Na klar: Kai Pfl aume. Eine „XXL-Version“ von „Wer weiß denn sowas“, rundete das Programm am darauf folgenden Sonnabend ab. Im „Traumschiff“ spielte Kai Pfl aume nicht mit. Das hatte er im Vorjahr getan, in der Uniform eines US-Marshalls.
Meine Sorge, in der ARD sei der Rotstift rigoros eingesetzt worden, um die Abfi ndung für entlassene Intendantinnen oder Honorare für Dauerredner in Talk-Shows zahlen zu können, erwies sich als unbegründet. Bisher (!) hat Kai Pfl aume die Nachrichten der Tagesschau noch nicht vorgelesen, auch nicht die Sportschau moderiert oder die Stars der Volksmusik moderiert. Ist wohl in der Honorarpauschale nicht drin.
Mich stört seine Dauerpräsenz auf dem Bildschirm nicht. Ich bin da
eher genügsam. Na ja und er muss ja auch irgendwie über die Runden kommen fi nanziell. Das scheint bei diesen Fernsehgrößen nicht so einfach zu sein. Die müssen sich dann schon mal am Gleitschirm in die Tiefe stürzen und mit altersdurchfurchtem Gesicht bekannt geben, dass sie jetzt ein Hörgerät besitzen. Ganz arm scheint Günther Jauch vom Millionenquiz dran zu sein. Der erzählt seit kurzem fast jeden Abend vor Kai Pfl aumes Quizshow im Werbeblock einer Begleiterin im Fahrstuhl, dass er sich seine Medikamente per Handyanforderung auf E-Rezept ins Haus schicken lässt, ohne Telefon- oder Publikumsjoker. Scheint der neue Trend zu sein: Immer mehr auf immer die gleichen zu verlagern. Bei uns ist das im Prinzip ja eigentlich genauso. Da hat es sich bei den handelnden Personen aber einfach so ergeben, weil sie entweder nicht schnell genug die Kurve gekriegt haben oder sich einfach gerne für andere engagieren – ohne Honorar, einfach aus Spaß an der Freud.
Eckard Schulz