St.-Georg-Kirche im Mai 2016

 © Birger Schwarz

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

Fast vergessene Sammlerstücke

Nachricht Meinerdingen, 01. September 2025

Mit alten Schätzen in Erinnerungen schwelgen / Beobachtungen aus dem Alltag

Keine Ahnung, welcher Forscher es wann herausgefunden hat. Aber es ist wohl so und lässt sich bis heute leicht belegen: Der Mensch ist grundsätzlich ein Sammler und Jäger. Also das mit dem Jäger hat möglicherweise im Laufe der Menschheitsgeschichte eine andere Bedeutung bekommen. Statt mit Keule, Lanze oder Flinte laufen die meisten Menschen inzwischen auf der Jagd nach der Zeit mit Smartphones durch die Gegend. Dabei machen sie oft keine Beute, bleiben eher schon mal selbst auf der Strecke.

Was das Sammeln angeht, glaube ich, dass sich das bis heute nicht geändert hat, allenfalls die Sammelobjekte. Ich gehörte schon sehr früh zu den leidenschaftlichen Sammlern. Kronkorken oder Etiketten von Bierflaschen, Streichholz-Briefchen (für die „Generation Z“, mit dem Inhalt zündete man früher Zigaretten aus Tabak, Erklärung dazu würde zu weit führen, an) und natürlich Briefmarken. „Eine Briefmarke, in Deutschland amtlich Postwertzeichen, ist die Bestätigung eines postalischen Beförderungsunternehmens über die Zahlung des aufgedruckten Betrages.“ So steht es in Wikipedia für alle, die Grüße nur per Whatsapp verschicken.

Briefmarken waren für uns etwas Besonderes. Bunte Bilder, die Geschichten erzählten oder uns in fremde Länder mitnahmen. Sie sorgten auch dafür, dass wir in Schulpausen nie Langeweile hatten. Jede Pause wurde zu einer Tauschbörse. Wir hatten die Hände noch frei, weil es ja keine Smartphones oder ähnliches gab. Die leeren Zigarilloschachteln meine Opas dienten als Aufbewahrungsbox außerhalb der eigenen vier Wände. Zu Hause wurden die bunten gezähnten Kostbarkeiten in eine der großen Zigarrenschachteln umgefüllt, fein säuberlich, Stück für Stück mit Pinzette aus dem Badezimmer.

Mit zunehmendem Alter und ersten, selbsterarbeiteten Einnahmen stiegen Ansprüche und die Sammel-Ausrüstung. Das erste Briefmarkenalbum hatte einen grünen Einband, der ein wenig Krokodilhaut ähnelte, aber recht kostengünstig war. Weitere Alben und sogar ein kleines Buch mit den Wertbestimmungen der einzelnen Marken folgten. Allerdings fand ich meine Kostbarkeiten darin nicht wieder: Zwei Postkarten, die es 1963 anlässlich des Besuches von US-Präsident John F. Kennedy zu kaufen gab. Einmal mit einem Foto von ihm und Kanzler Konrad Adenauer und eines mit Ihm und Berlins damaligem Bürgermeister Willy Brandt drauf und ganz besonders großen und schönen Stempeln. So etwas gab es später auch, als Queen Elisabeth zu Besuch in Bremen war. Mein Album erweiterte sich nach und nach mit solchen Kostbarkeiten.

Doch irgendwann hörte die Sammelleidenschaft für Briefmarken auf. Mein Interessengebiet wechselte mit wachsenden Haaren und zur Musik von Beatles und Stones in andere Bereiche. Und mit Mädels tauschte man eben nicht zwangsläufig Briefmarken. Das Album geriet ziemlich in Vergessenheit, bis ich es jetzt bei Aufräumarbeiten auf dem Boden wiedergefunden habe – wie ich in die Jahre gekommen, aber immer noch wie neu, also das Album und sein Inhalt. Als ich in der Zeitung die Einladung des örtlichen Briefmarkenvereins zum Tauschtreff mit Wertschätzung und Ankauf von Sammlungen sah, bin ich mit
meinen Schätzen losgezogen, ohne riesige Erwartungen, aber mit einigen Hoffnungen. Die hatten sich nach wenigen Minuten erledigt. „Nichts Besonderes. Kein Bedarf.“ „Wie jetzt? Nichts wert?“ „Richtig!“

Ich habe mein Album eingesteckt, es mir zu Hause in aller Ruhe angesehen, und mich an alten Zeiten erinnert. Ich werde es behalten und mich wie früher an den bunten Marken erfreuen. Für mich haben sie ihren Wert behalten. 

Eckard Schulz