St.-Georg-Kirche im Mai 2016

 © Birger Schwarz

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

Musikalische Kostbarkeiten

Nachricht Meinerdingen, 01. September 2025

„Lieder des Lebens“ als ganz persönlicher Teil eines Gottesdienstes

Wenn im Radio Lieder gespielt werden, die nicht auf der aktuellen Tagesliste von Spotify oder anderen Streamingdiensten ganz oben stehen, werden oft Erinnerungen an frühere Zeiten geweckt. Bei manchem Song sind sie sehr konkret und mit besonderen Ereignissen oder Personen verbunden. Thomas Delventhal hat diese Erfahrung als Meinerdinger Pastor schon oft beruflich gemacht. „Wenn ich mit Angehörigen Gespräche führe, um den Trauergottesdienst für einen Verstorbenen vorzubereiten, spielen solche Erinnerungen fast immer eine Rolle und spiegeln sich später in der Musik wider, die bei der Trauerfeier gespielt wird“, erzählt Delventhal. Aus diesen Erfahrungen heraus, hat er jetzt eine Idee entwickelt, um aus den letzten Liedern bei Trauerfeiern „Lieder des Lebens“ in Gottesdiensten zu machen.

Stefan Weiller hat vor einigen Jahren ein ganz besonderes Buch unter dem Titel „Letzte Lieder“ geschrieben. Darin berichtet er über Gespräche mit Patientinnen und Patienten in Hospizhäusern. Sie haben ihm über ihr Leben und von der Musik ihres Lebens erzählt. „Als ich das Buch gelesen habe, ist mir die Idee gekommen, dass man diese Lieder und die mit ihnen verbundenen ganz persönlichen Geschichten doch auch zu Liedern des Lebens und damit zu einem Bestandteil eines ganz besonderen Gottesdienstes machen könnte“, erzählt Thomas Delventhal.

Bei Trauerfeiern habe es sich immer mehr durchgesetzt, dass die Musik „vom Band“ kommt. Die Angehörigen würden die Lieder ganz speziell aussuchen, weil sie mit konkreten Erinnerungen an den oder die Verstorbene verbunden sind. „Das war ihr oder sein oder unser Lied, heißt es dann immer“, berichtet der Pastor von Erinnerungen, die mit Popmusik oder Schlagern verbunden sind. Inzwischen würden viele Trauergottesdienste nur noch mit solcher Musik umrahmt.

Thomas Delventhal erinnert sich an den Inhalt von sehr persönlichen Gesprächen, die ihn bis heute bewegen. Wie etwa das mit dem Sohn einer fast 90jährigen Verstorbenen. Er erzählte ihm, dass seine Mutter alles für ihn getan habe, nachdem sie kurz nach seiner Geburt allein dagestanden habe. Sie habe alles auf sich genommen, unter anderem als Putzfrau gearbeitet, um ihm ein fast sorgenfreies Leben zu sichern. Und sie habe immer eine Lieblingssängerin gehabt: Hildegard Knef. „Für mich soll´s rote Rosen regnen“, wurde auf ihrer Beerdigung gespielt. „Viele Tränen sind geflossen, weil es wirklich ihr Lied war“, weiß der Meinerdinger Pastor noch genau.

Er habe sich zunehmend die Frage gestellt, warum man solche Lieblingslieder immer nur aus einem ernsten Anlass spielen soll. „Warum macht man daraus nicht Lieder des Lebens und erzählt seine ganz persönliche Geschichte dazu“, sagte sich der Pastor und macht daraus ein Angebot für alle, die ihr ganz persönliches Lieblingslied und die eigene Geschichte dazu im Meinerdinger Gottesdienst vorstellen möchten. Aus drei bis vier solcher Lieder und ihrer Geschichten würde er einen Gottesdienst gestalten. „Entweder erzähle ich die Geschichte zum Lied oder derjenige, der den Vorschlag gemacht hat, kann das im Gottesdienst auch selbst tun“, blickt Thomas Delventhal nach vorne.

Er richtet darum einen Aufruf an alle, die ihr Lieblingslied und die damit verbundene persönliche Geschichte zum Teil eines Gottesdienstes machen möchten. „Was ist mein, ist unser Lieblingslied, welcher Song berührt mich besonders, zieht sich wie ein roter Faden durch mein oder unser Leben, was bedeutet es für mich, ist vielleicht mit einer besonderen Lebenssituation verbunden“, gibt der Pastor einige Eckpunkte vor. „Ich würde mich riesig freuen, wenn mir möglichst Viele schreiben, ihr Lied und ihre Geschichte dazu erzählen“, so Thomas Delventhal. Einsendungen sind ab sofort per E-Mail an thomas. delventhal@evlka.de möglich und erwünscht. 

Eckard Schulz