St.-Georg-Kirche im Mai 2016

 © Birger Schwarz

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

© Birger Schwarz / Kirchengemeine Meinerdingen 

Gang über den „Lieblings-Friedhof“

Nachricht Meinerdingen, 09. September 2025

Gar nicht traurige Feier zum 125-jährigen Bestehen des Meinerdinger Friedhofs

2025-FhJubiläum
In der Friedhofskapelle erfuhren die Besucher viel über die Geschichte des Meinerdinger Friedhofs, aber auch über Änderungen der Bestattungskultur.

Friedhöfe haben etwas Endgültiges an sich. Sie sind Orte des Abschiednehmens, der Trauer. Wenn sich zur 125-Jahrfeier eines Friedhofes Menschen treffen, zurückschauen, sich aber auch gedanklich auf den Weg in die Zukunft mitnehmen lassen, dabei vor einem Spaziergang bei Kaffee und Kuchen miteinander klönen und lachen, muss es sich um einen besonderen Friedhof handeln. „Mein Lieblings-Friedhof“, hat ihn Bestatterin Anna Körner-Gehlich Sonntag genannt: Den Friedhof in Meinerdingen.

1900 wurde der Meinerdinger Friedhof am heutigen Ort neu angelegt. Bis dahin hatten die Bestattungen rund um das Kirchengebäude stattgefunden. Siiri Eggers, die nicht nur die Verwaltungsleitung des Friedhofes innehat, sondern ihn mit Gärtnermeister Gerald Hohls auch in den vergangenen Jahren zu einer parkähnlichen Anlage umgestaltete, nahm die Besucher des kleinen Festaktes am Sonntag in der Friedhofskapelle zu einer kleinen Zeitreise mit.

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Siiri Eggers nahm die Gäste zu einem, virtuellen Rundgang mit.

Mehrmals musste die Friedhofsfläche vergrößert werden. Erstmals nach dem Krieg, als sich die Einwohnerzahl durch den Flüchtlingszuzug verdoppelte, entsprechend die Zahl der Beisetzungen zunahm. 1963 wurde im Zuge einer Vergrößerung die Friedhofskapelle gebaut. In den 80er Jahren der Bereich dazu erworben, mit dem das heutige Areal abgerundet wurde. 

Bestattermeinsterin Anna Körner-Gehlich machte deutlich, wie sehr sich die Bestattungskultur in den zurückliegenden gut 100 Jahren verändert hat und wie das letztlich auch die Friedhofsstrukturen vor Ort veränderte. Entscheidend ist dabei der Wandel hin zu Urnenbestattungen. In Großstädten gebe es heute schon Bestattungsunternehmen, die keine Erdbestattungen mehr anbieten. Hier im ländlichen Raum liege der Anteil bei rund 74 Prozent.

Der Meinerdinger Friedhof sei inzwischen über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt, weil dort auf die individuellen Bedürfnisse und Wünsche der Menschen bei Beisetzungen eingegangen werde. Das machte auch Siiri Eggers deutlich, die auf die vielen Veränderungen einging, die es in Meinerdingen gerade im Lauf der letzten gut zehn Jahre gegeben hat. An unterschiedlichen Stellen des Friedhofes wurden thematische Beisetzungsorte eingerichtet, die den Angehörigen ganz individuelle Ort bieten, um mit ihrer Trauer über den Abschied eines geliebten Menschen fertig zu werden und selbst zur Ruhe zu kommen.

Diesen Aspekt hob auch Eike Patzlee vom Ambulanten Hospizdienst der Diakonie hervor, der auch Trauerbegleitung anbietet. Der Gang zum Friedhof sei unglaublich wichtig für Trauernde. „Wir begleiten die Menschen, wenn sie es wollen.- Und wir gehen auch den Weg zurück mit ihnen ins Leben.“ Hier in Meinerdingen sei ein wirklich einzigartiger Ort geschaffen worden, der diese Möglichkeiten biete.

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Nicht nur ein Ort zum Trauern: Die Besucher trafen sich vor einem Rundgang zu Kaffee, Kuchen und Klönschnack vor der Friedhofskapelle.

Pastor Thomas Delventhal erwähnte bei seinem „Rundgang“ die Inschriften auf drei Findlingen. „Meine Zeit steht in Deinen Händen“ steht auf dem Stein am Eingang. „Ich bin ein Gast auf Erden“ ist auf dem Findling im Birkenhain zu lesen. Im Friedpark, der im vergangenen Jahr erweitert und zu einem Prunkstück der gesamten Anlage geworden ist, steht auf einem alten Findling „Die Liebe hört niemals auf“. Der Pastor betonte, dass dies über den Tod hinaus Gültigkeit habe. Auf dem Meinerdinger Friedhof werde das bei jedem Besuch erlebbar.

Nach dem offiziellen Teil trafen sich die Besucher zu Kaffee und Kuchen vor der Friedhofskapelle, wie immer in Meinerdingen von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern vorbereitet. Siiri Eggers und Gerald Hohls nahmen Interessierte bei einem Rundgang über den Friedhof zu den markanten Themenplätzen mit und berichteten über neue Pläne für neue Anlagen.