Ein Friedhof hat für Menschen eine besondere Bedeutung. Friedhöfe sind die letzte Ruhestätte für Verstorbene. Das trifft auch auf den Friedhof in Meinerdingen zu. Doch der Meinerdinger Friedhof hat sich gerade in den letzten Jahren zu einem besonderen Anlaufpunkt entwickelt. „Er hat sich zu einem besonders schönen Fleck Erde entwickelt, an dem Angehörige trauern, sich aber auch getröstet fühlen können“, beschreibt es Siiri Eggers, die nicht nur für die Friedhofsverwaltung zuständig ist, sondern dem Friedhof auch ihre Handschrift gegeben hat und gibt.
In diesem Jahr wird der Meinerdinger Friedhof an seinem heutigen Ort 125 Jahre alt. Das soll am 7. September zwischen 14 und 17 Uhr vor Ort mit einer speziellen Veranstaltung gewürdigt werden. Auch wenn jedem klar ist, dass der Tod eines Menschen als Endpunkt zum Leben gehört, tun sich viele schwer mit dem Thema. In Meinerdingen hat sich der Friedhof mittlerweile zu einem echten Anziehungspunkt, nicht nur für Angehörige der Verstorbenen, sondern auch für Besucher aus nah und fern entwickelt. Aus dem einstigen Bestattungsort für die Toten aus der Kirchengemeinde ist eine kleine Parklandschaft geworden, die auch zu einem Spaziergang einlädt.
„Im Jahre 1900 verlegte die Kirchengemeinde den Friedhof unmittelbar bei der Kirche auf eine größere Fläche östlich des Ortskerns. In Meinerdingen war man mit dieser Maßnahme sehr spät dran, denn es galt schon im ausgehenden 18. Jahrhundert als hygienisch bedenklich, Bestattungen in der Kirche oder nahe an der Kirche durchzuführen. Da in Meinerdingen aber wohl lange kein Platzmangel herrscht, bestand auch keine Notwendigkeit für eine solche Verlegung. Der Zeitpunkt dafür dürfte allerdings nicht zufällig gewählt worden sein, denn so konnte sich die Gemeinde die Möglichkeit für einen Erweiterungs- oder Neubau offenhalten.“ So ist es im Buch zum 750jährigen Jubiläum der Kirchengemeinde Meinerdingen nachzulesen.
Anfangs, so weiß es Siiri Eggers aus den Unterlagen, reichte die Fläche vom Haupttor bis zum heutigen Standort der Friedhofskapelle. In den 80er Jahren kam die restliche Fläche dazu. Und reicht die jetzige Fläche für die Zukunft aus oder muss es irgendwann eine neue Erweiterung geben? „Auf keinen Fall“, ist Siiri Eggers sicher. Die heutige Friedhofsfläche stamme noch aus Zeiten, als die Menschen fast ausschließlich in Särgen beigesetzt wurden. Heute würden etwa 70 Prozent Urnenbestattungen erfolgen. Dadurch verringere sich der Flächenbedarf natürlich enorm.
In Meinerdingen wurde das von den Verantwortlichen als Chance gesehen. „Wir konzentrieren uns bei den Erdbestattungen bewusst auf den alten Friedhofsteil und gestalten die Flächen rundum parkähnlich“, beschreibt Siiri Eggers das Vorgehen, das von Gärtnermeister Gerald Hohls in blühendes und grünendes Leben umgesetzt wird. Ziel sei es, einen kleinen Landschaftspark mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten zu schaffen. „Und was für uns ganz wichtig ist: wir möchten, dass die Besucher den Friedhofsbesuch nicht als schweren Gang verinnerlichen, sondern getröstet diesen Ort verlassen.“
Schon einmal fand auf dem Meinerdinger Friedhof eine besondere Veranstaltung mit einem besonderen Rahmen statt. Das war als das neue Konzept im Rahmen des sogenannten Biodiversitätsmodell vorgestellt wurde. Ähnlich soll auch der Ablauf bei der Veranstaltung zum 125jährigen Bestehen am 7. September sein. Um 14 Uhr findet in der Friedhofskapelle eine Andacht mit Pastor Delventhal statt. Siiri Eggers wird dabei über die Geschichte des Friedhofes berichten und gleichzeitig einen Ausblick geben, wie die weitere Entwicklung im Hinblick auf die Gestaltung geplant ist.
Antje Körner und ihr Team werden über Veränderungen in der Bestattungskultur berichten. Der ambulante Hospizdienst wird über seine Arbeit und seine Angebote informieren. Für Interessierte gibt es Führungen über den Friedhof und natürlich auch die Möglichkeit zu Gesprächen. Für Kaffee und Kuchen wird auch gesorgt sein, denn der Meinerdinger Friedhof zeichnet sich auch dadurch aus, dass es dort nicht nur todtraurig zugeht.